Hundekot bewegt die Wiener seit erdenklichen Zeiten. Schüler und Studenten von Grafischen Lehranstalten haben sich nun einiges einfallen lassen, um dem unappetitlichen Thema mit dem gebührlichen Humor zu begegnen.

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Wien - Unzählige Versuche hat es schon gegeben, um das leidige Problem der omnipräsenten Hundstrümmerln auf Wiens Straßen zu bewältigen: Von Broschüren, Appellen über Schilder und Hundeklo-Automaten bis zu aktionistischen Fähnchen-Markierungen der betreffenden Häufchen. Viele haben sich schon den Kopf zerbrochen - und sind an der Unrealisierbarkeit der Ideen gescheitert: Für das französische Modell des Hauferl-Kehr-Motorrads waren Wiens Gassen zu eng, für die Entfernung mittels Wasserstrahl waren die lokalen Exkremente zu zäh, wie Experten feststellen mussten.

Jetzt ist Renate Kaufmann, SP-Bezirksvorsteherin von Mariahilf, in den Ring getreten, um einen neuerlichen Anlauf im Kampf gegen den willkürlich platzierten Hundekot zu starten, und zwar zur Abwechslung auf durchaus humorvolle Art und Weise. Dazu haben Schüler einer Klasse der Höheren Grafischen Lehranstalt und Studenten eines Lehrgangs des Grafischen Kollegs rund 50 Projekte zum Thema "Verschmutzung durch Hundekot" eingereicht.

Am Mittwoch wurden die besten Vorschläge präsentiert: Gewinner ist Martin Seyfert mit seinem "Roten Teppich". Dieser soll an neuralgischen Punkten, wo es sehr viele Beschwerden von Anwohnern gibt, auf Gehsteigen ausgerollt werden und Hundebesitzer darauf aufmerksam machen, dass sie zu Hause auch nicht gern dampfende Häuferln auf ihrem Teppich sehen würden. Nebeneffekt: Die Herrln können sich wie richtige VIPs fühlen. "Es gibt eine kleine Gasse, in der zwei Doggen Trümmerln in der Größe eines Misthaufens hinterlassen - dort wird es sicher Teppiche geben", weiß Kaufmann.

Das zweitplatzierte Projekt nennt sich "Wiener Würsteltage" und wurde von Susanne Quehenberger erdacht: Ein fahrender Würstelstand (mit echten Frankfurtern) soll mit Postern, Flugblättern und Infomaterial um gegenseitiges Verständnis zwischen Hundeliebhabern und -gegnern werben und zum friedlichen Austausch über das unappetitliche Thema anregen.

"Keiner der Vorschläge war moralisierend oder arbeitete mit Drohgebärden. Der Umsetzungswille und das kreative Potenzial der Schüler haben eine kongeniale Zusammenarbeit ermöglicht", freut sich Bezirksvorsteherin Kaufmann, die auf Nachahmer in anderen Bezirken hofft. Im Frühjahr 2006 - "wenn es wieder so richtig zu stinken beginnt" - werden die Siegerprojekte mit dem Rest aus der Bezirkskassa der endenden Legislaturperiode realisiert. Denn eigentlich hätten die Vorschläge schon vor dem Sommer fertig sein sollen, wehrt Kaufmann den Verdacht auf wahlkämpferisches Kalkül ab. Insgesamt sind in Wien cirka 50.000 Hunde angemeldet, die Dunkelziffer dürfte genauso hoch liegen. Es gibt über 100 Hundezonen, die täglich gereinigt werden. (Karin Krichmayr, DER STANDARD Printausgabe 13.10.2005)