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Zur Person

Bundesrat Siegfried Kampl (69) ist Bürgermeister des Kärntner Gemeinde Gurk. Aus dem BZÖ ist er ausgetreten.

Foto:AP
Auch Monate nach Beschluss der "Lex Kampl", womit Bundesräte vom Landtag umgereiht werden können, steht deren Verursacher, Siegfried Kampl , zu seiner Rede. Mit ihm sprach Karin Moser .

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STANDARD: Trotz aller Kritik und vieler Rücktrittsaufforderungen sind Sie nach wie vor im Bundesrat. Haben Sie das alles weggesteckt?

Kampl: Ich habe mich sehr gut erholt, das können Sie mir glauben. Ich bekomme täglich zustimmende Post von Leuten, die sagen "Herr Kampl, Sie haben Recht, dass sie nicht zurückgetreten sind, weil Sie haben die Wahrheit gesagt."

STANDARD: Bekommen Sie auch kritische Schreiben?

Kampl: Ja, die hab ich schon bekommen, aber das waren nur an die 34 negative. Bei fast 3000 positiven Reaktionen.

STANDARD: Wie sehen Sie die Aufregung über Ihre Bundestagsrede, in der Sie von "Naziverfolgung" und Deserteuren, die "zum Teil Kameradenmörder" seien, gesprochen haben?

Kampl: Also was da für Sachen passiert sind. Ich würde natürlich diese Wortwahl nicht mehr wiederholen. Ich hätte nicht sagen müssen "Mörder", ich hätte mit anderen Worten das Gleiche sagen können.

STANDARD: Regt Sie das heute noch auf?

Kampl: Nein, das ist vorbei. Ich bin gerade dabei, dass ich einige Zeitungsausschnitte durchlese.

Wissen Sie, was mir nicht passt? Dass ich eine Rede mache im Parlament, wo ich den Schutz genieße, keinen Ordnungsruf bekomme, mehrheitlich wurde applaudiert, es gab keinen Zwischenruf – und die Medien dürfen dann diese nicht hilfreiche Unterstützung für den Menschen, aber auch für die Republik machen.

Ich bin ja langjähriger Bürgermeister, fast 30 Jahre Kommunalpolitik, zwölf Jahre im Landtag – und dann wollen mir die Medien etwas unterjubeln.

STANDARD: Was genau werfen Sie den Medien vor?

Kampl: Ich habe in meiner Rede in einem Atemzug gesagt, wir sollen alles tun, damit so etwas nie mehr passiert. Und diese Formulierung haben sie nie verwendet.

STANDARD: Kollege John Gudenus ist seit seinen umstrittenen Aussagen zur NS-Zeit bei Bundesratssitzungen krank. Krankmelden war für Sie nie eine Option, um unangenehmen Debatten zu entgehen?

Kampl: Nein. Weil ich einfach zu allem stehe. Weil ich das erlebt habe. Und ich kann beweisen, dass es solche Situationen gab, wo ich das als Kind miterlebt habe.

STANDARD: Rechnen Sie damit, dass Gudenus ein letztes Mal kommen wird?

Kampl: Ich hoffe, dass er dort ist. So viel Mut muss man schon haben, dass man hingeht. Denn wenn man schon was sagt, dann muss man sich auch dazu bekennen.

STANDARD: Tut es Ihnen Leid, dass Sie nicht Bundesratspräsident geworden sind?

Kampl: Es wäre eine schöne Aufgabe gewesen. Ich hätte mich bemüht, ein guter Präsident zu sein. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.10.2005)