Wien - Das schwache Wachstum des privaten Konsums in Österreich ist vor allem auf den subjektiv wahrgenommenen Anstieg der Preise, die schwächere Einkommensentwicklung und pessimistischere Einkommenserwartungen sowie preisbewussteres Einkaufen zurückzuführen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), die auf einer Umfrage unter 2.000 Haushalten im August 2004 basiert.

Im Zeitraum 2001 bis 2004 seien die privaten Konsumausgaben in Österreich real um 0,9 Prozent pro Jahr und damit um 1,6 Prozentpunkte weniger gewachsen als im Durchschnitt der Jahre 1989 bis 2000. In früheren konjunkturellen Schwächephasen, etwa 1993, glichen die privaten Haushalte Einkommenseinbußen durch einen Rückgriff auf ihre Ersparnisse aus und hielten damit ihr Konsumniveau aufrecht. Nun wird aber mehr gespart. In den Jahren 2001 bis 2003 war ein Anstieg der Sparquote bei nur mäßigem Wirtschaftswachstum zu beobachten, so die OeNB in einer Pressemitteilung von heute, Mittwoch.

Konsumausgaben eingeschränkt

In der Umfrage gaben 36 Prozent der im August 2004 befragten Haushalte an, dass sie ihre Konsumausgaben in den vergangenen zwölf Monaten einschränkten. 52 Prozent erklärten, dass sie gleich viel konsumierten und 12 Prozent gaben an, ihre Konsumausgaben eingeschränkt zu haben.

Überrascht habe die Bedeutung der Preisentwicklung, nachdem die tatsächliche Inflation im langjährigen Durchschnitt lag. In den letzten Jahren werde der Anstieg der Preise viel stärker wahrgenommen als der tatsächlich an Hand des HVPI (Harmonisierte Verbraucherpreisindex) gemessen werde, heißt es in der OeNB-Studie.

Der Anstieg der wahrgenommenen Inflation decke sich aber mit Preissteigerungen von Gütern wie etwa Lebensmittel, die relativ häufig gekauft werden und bei denen eine Preisänderung daher stärker zur Kenntnis genommen werde. Dies könnte erklären, warum Personen mit geringeren Einkommen den Anstieg der Preise für die Verringerung des Konsums verantwortlich machten.

Sinkende Einkommen

Es seien auch die Einkommen im betrachteten Zeitraum gesunken. Laut Statistik Austria sei das nominelle Nettoeinkommen des untersten Einkommensviertels der unselbstständig Erwerbstätigen im Jahr 2003 gegenüber dem Jahr davor um 1,2 Prozent gesunken. Eine wahrgenommene Preissteigerung von 1,3 Prozent über der am HVPI gemessenen ergebe somit einen Verlust beim wahrgenommenen Realeinkommen im untersten Einkommensviertel von mehr als 2,5 Prozent.

Eine pessimistische Einkommenserwartung sei vor allem für die über 60-jährigen ein wichtiges Kriterium, weniger für den Konsum auszugeben, während bei den 45 bis 60-jährigen die erwarteten Kürzungen öffentlicher Leistungen etwa im im Gesundheits- und Bildungsbereich ein wichtiges Kriterium seien.

Mit einer Normalisierung des Konsumverhaltens wäre gemäß den Ergebnissen der Umfrage vor allem dann zu rechnen, wenn sich der wahrgenommene Anstieg der Preise verlangsame und sich Perspektiven für eine nachhaltige Wachstumsbeschleunigung einstellten. (APA)