Das Technische Museum Wien verfügt ab 13. Oktober mit "Alltag - Eine Gebrauchsanweisung" über eine neue 2.300 m2 große Abteilung: Begriffspaare wie "wünschen/vorstellen" bezeichnen acht verschiedene Ausstellungsbereiche, die sich dem vielseitigen Verhältnis zwischen Mensch und Technik in den letzten 100 Jahren widmen. So werden unter anderem auf der Galerie in vier "Gedankenblasen" Vorstellungen, Wünsche, Befürchtungen und Simulationen gezeigt, die wir an Technik richten.

Foto: Gedlicka

beleuchten/sichtbarmachen

Eine der insgesamt acht Ausstellungsabteilungen widmet sich Aspekten der Geschichte der künstlichen Beleuchtung. Thematisiert werden sowohl die technische Entwicklung von Beleuchtungskörpern und -design im öffentlichen und privaten Raum, als auch die Geschichte von Lichtwahrnehmung und -aneignung.

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Analog dazu wird auch die Ausleuchtung und Durchleuchtung des Körpers behandelt. Den "Rahmen" dafür bildet ein Tunnel, der räumlich einem Computertomografen nachempfunden ist.

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Die technischen Voraussetzungen und Entwicklungen für die Entwicklung des künstlichen Lichts werden etwa in zweiseitig zugänglichen Vitrinen dargestellt: Während auf der einen Seite die Beleuchtungskörper zu sehen sind, wird auf der anderen Seite das zugehörige Licht simuliert, das einen Eindruck von der Helligkeit, Lichtfarbe und Ausleuchtung gibt.

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ersetzen/hinzufügen

Anhand der Prothesensammlung des Technischen Museums wird in einem weiteren Ausstellungsteil die Geschichte der technisch ersetzenden und erweitertenden Körperprothetik thematisiert. Der Bogen wird dabei bis zu den heutigen computergestützten Prothesen gespannt.

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Auch am Beispiel von Aug und Ohr werden historische Prothesen und gegenwärtiger Stand der Technik - von der Brille bis zum eingesetzten Photochip, vom Hörrohr bis zum unsichtbaren Cochlea-Implantat - gezeigt.

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messen/ordnen

Einem Ausstellungsteil liegt die Idee zugrunde, dass über Messverfahren Normierungs- und Standardisierungsversuche unternommen werden, die historisch und in gegenwärtigen Mess- und Maßsystemen zu hinterfragen sind. Dabei werden nicht nur Themen wie die Anthropometrie, die den Mensch einem naturwissenschaftlichen Exaktheitsideal unterwirft, behandelt, sondern unter anderem auch Stadtplanung und Massenwohnbau.

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In derselben Abteilung wird unter dem Gesichtspunkt der Raumrationalisierung auch das Konzept der Arbeitsküche vorgestellt. Als berühmtes Beispiel ist eine mit originalen Möbeln aus einer Frankfurter Küche von Margarete Schütte-Lihotzky eine auf den spezifischen Grundriss angepasste Küche zu sehen.

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versorgen/konsumieren und verwandeln/erhalten

Die Abteilung "Energie" weiterführend, finden sich hier die Entwicklung der Netze und der Infrastruktur als Voraussetzung für die Energieversorgung mit Kohle, Gas und Strom. Der Übergang vom städtischen zum häuslichen Versorgungsnetz - vom Stromdieb bis zur Steckdose - wird ebenso thematisiert wie die Frage der Sicherung und die Bewerbung von neuen Energieformen.

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antreiben/bewegen

Durch die Verlagerung der Bewegung bei Geräten verändern sich die menschlichen Handhabungen von spezifischen Körperbewegungen über die Reduktion (z.B. Knopfdruck) hin zur beinahmen "Stilllegung" des Körpers bei Sensorenschaltern. Anhand der Entwicklung des Elektro-Kleinmotors sowie unterschiedlicher Gerätegruppen wird dieser Aussage nachgegangen: Nähmaschinen, Rasierapparate, Waschgeräte, Heimwerkergeräte und Haushaltsgeräte wie Staubsauger.

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schützen/überwachen

Anhand von drei Sammlungsbereichen werden Entstehung und Mechanismen von Schutztechniken gezeigt. Im Bereich "Hygienebewegung" wird exemplarisch der Hygienediskurs ab dem Ende des 19. Jahrhunderts thematisiert, von der Staub- und Krankheitsforschung und dem "Hygienischen Heim" bis ...

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... zur Wäsche- und Körpferpflege und der Reinigung mit und ohne Wasser und dessen Bereitstellung in der Stadt. Entsorgungstechniken sind der Gegenstand eines eigenen, mit dem Begriffspaar "entsorgen/verbergen" bezeichneten Ausstellungsbereiches.

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Den Bogen zu städtischen Schutzeinrichtungen im Ausstellungsbereich "schützen/überwachen" schließt die historische Feuerwehr-Sammlung: Eine Auswahl von Feuerwehr-Wägen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert und eine zahlreiche Feuerlösch-Geräte zeigen den Umgang mit Brandgefahr und deren Bekämpfung.

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Rund 2.100 Objekte, 1.000 Bilder 250 Minuten Film auf 30 Bildschirmen sind insgesamt in der neuen Abteilung zu sehen. Da es sich dabei dennoch nur um einen Bruchteil der Sammlungen des Technischen Museums zur Alltagsgeschichte handelt, wird mit Vitrinen an beiden Seiteneingängen ein Gang durchs Depot angedeutet - mit Objekten, die jeweils mit den nachfolgenden Themen zu tun haben. (glicka)

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Technisches Museum Wien
Mariahilfer Straße 212
1140 Wien
Mo-Fr 9-18 Uhr
Sa, So, Fe 10-18 Uhr
Am 1. Jänner, 1. Mai, 1. November, 25. und 31. Dezember ist das Museum geschlossen.

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