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Meret Oppenheim, 1983
Foto: Archiv
Ungewöhnlich, unbeschreiblich vielseitig, unheimlich faszinierend. Meret Oppenheim zu beschreiben fällt schwer. Auch für sich selbst hatte sie sich zeitlebens gegen jede Festlegung gewehrt. Der deutsch-schweizerischen Künstlerin, deren ganzes Augenmerk den Einfällen galt, war es wichtig, die "Ideen in Schwebe zu halten". Das war für sie Poesie. Auf diese Weise blieb jeder ihrer unendlichen Einfälle, das was er war: flüchtig durchgängig und doch materialisiert.

Meret Oppenheim hat gezeichnet, gemalt, Gedichte und Bücher verfasst, Theateraufführungen produziert, Collagen, fantastische Möbel, Kleider und Schmuck entworfen sowie umgesetzt. Dabei blieb sie immer ihrer Fantasie und ihrem Einzelgängerinnentum verpflichtet. Bewusst für den Kunstmarkt zu produzieren wäre ihr nicht in den Sinn gekommen.

Berühmt wurde Meret Oppenheim, die in den 1930er-Jahren dem Pariser Surrealismus und auch dem Schweizer Dadaismus zugeornet worden ist, mit der sogenannten "Pelztasse" im Jahr 1936. Dieser Einfall sei ihr einer Überlieferung zufolge gekommen, als sie mit Picasso im Café de Flore gesessen ist. Oppenheim habe ihm mit Fell überzogene Ringe gezeigt, die sie für Elsa Schiaparelli entworfen hatte. Daraufhin hätte Picasso auf die Möglichkeit verwiesen, alles mit Pelz zu überziehen und Oppenheim hätte geantwortet: "Ja, auch diese Tasse". Die Gestalt angenommene Idee wurde dann bei der Surrealismus-Ausstellung in der Pariser Galerie Charles Ratton gezeigt und in der Folge von Alfred Barr, dem Direktor des Museum of Modern Art, erworben und in New York ausgestellt.

Biografische Daten

Meret Oppenheim wurde am 6. Oktober 1913 in Berlin-Charlottenburg geboren. Ein Jahr später zog die Familie nach Steinen, wo sie - mit Abstechern nach Basel und Carona - ihre Kindheit und Jugend verbrachte.

1932 beschloss sie Künstlerin zu werden und fuhr mit der befreundeten Künstlerin I. Zurkinden nach Paris. Dort traf sie auf H. Arp und A. Giacometti, die sie auforderten, im Salon des Surindépendants auszustellen. Bekanntschaft mit A. Breton, M. Duchamp und M. Ernst.

1936 begann sie, eigentlich nur zum Zwecke des Broterwerbs, Modeentwürfe zu fertigen. Dabei entstand auch die berühmte Pelztasse - "Déjeuner en fourrure" und "Ma gouvermante - my nurse - mein Kindermädchen", das Schuhkunstwerk.

Bereits ein Jahr später nahm Oppenheim an einer surrealistischen Gruppenausstellung teil. 1939 beteiligte sie sich in Paris mit Objekten, u.a. mit dem Vogelfüße-Tisch an einer Ausstellung für fantastische Möbel. Daraufhin geriet sie jedoch bald in eine sogenannte Schaffenskrise und sie beschloss, nach Basel zurückzukehren, um die Gewerbeschule zu besuchen. Nun bekam sie Kontakt zur Gruppe 33. Im Jahr 1949 heiratete sie Wolfgang La Roche, mit dem sie bis zu seinem Tod 1967 in Bern zusammen lebte. 1954 schien ihre Krise überwunden zu sein, sie bezog ein eigenes Atelier in Bern und entwarf und produzierte Kostümentwürfe und Masken für Daniel Spoerris Inszenierung von Picassos Theaterstück "Wie man Wünsche am Schwanz packt".

Seit 1958 intensivierte ihre Tätigkeit und griff oft auf Skizzen, Entwürfe und Ideen der Pariser Zeit zurück. Die Ergebnisse waren 1967 in einer Retrospektive im Moderner Museet in Stockholm zu sehen. Oppenheim wechselte in der Folge zwischen ihren Arbeits- und Wohnstätten in Bern und Paris hin und her. In den Jahren 1974/75 gab es Retrospektiven in den Museen von Stockholm, Winterthur und Duisburg . 1975 erhielt sie den großen Kunstpreis der Stadt Basel, wo sie in einer vielbeachteten Rede zum "Problem des weiblichen Künstlers" Stellung nahm.

1981 erschien eine Publikation ihrer Gedichte mit Serigraphien unter dem Titel "Sansibar", eine ähnliche Arbeit mit dem Titel "Caroline" schloss sich an. 1982 erhielt Meret Oppenheim den großen Preis der Stadt Berlin und nahm an der "documenta 7" in Kassel teil. Aufgrund der Lektüre des Briefwechsels zwischen Bettina Brentano und Karoline v. Günderode entstanden 1983 zwei größere Werke: der Brunnen auf dem Waisenhausplatz in Bern und die Brunnenskulptur für die Jardins de l'ancienne école Polytechnique in Paris. 1985 wurde sie Mitglied der Akademie der Künste in Berlin.

Am 15. November 1985 starb Meret Oppenheim, am Tag der Vernissage zu ihrem Buch "Caroline". (dabu)