Seither ist Hans Niessl vom Notnagel zum Landesvater gewachsen. Auch das unerwartet. Seiner medialen Performance haftet, trotz der mittlerweile erworbenen Routine, bis heute etwas unbestimmt Hölzernes an. Der lockere Spruch ist seine Sache nicht.
Auch wenn ihn die Emotionen beuteln - im Zusammenhang mit der Bank Burgenland haben sie das zuweilen heftig getan -, wirkt seine Rede stets wohl abgewogen. Wenn der Lehrer für Turnen, Geografie und Deutsch spricht, dann hört man jeden Beistrich. So korrekt klingt das manches Mal, dass viele Hans Niessl für fad halten.
Mag sein, in einem anderen, größeren Bundesland wäre das von Nachteil. Im Burgenland ist es das nicht, denn hier ist der Landeshauptmann nicht nur Landesvater, sondern in erster Linie eine Art Kumpel, den praktisch ein jeder persönlich kennt. Und im normalen Gespräch verzichtet Niessl durchaus auf die korrekte Beistrichsetzung, da lässt er sich durchaus zu klaren Worten hinreißen, vor allem dann, wenn es um Fußball - und im Speziellen um seine Wiener Austria - geht.
Das allein ist freilich zu wenig, um den jetzigen Erfolg seiner - wiederum fußballgestützten - Werbung ums Wahlvolk zu erklären. Seinem manchmal harmlos wirkenden Gestus zum Trotz hat er der Landespolitik in den vergangenen fünf Jahren einen neuen Stempel aufgedrückt. Im Gegensatz zu Karl Stix war Hans Niessl von Anfang an ein Landeshauptmann aus der SPÖ. Stix war einer, der die Nähe zu und das Einverständnis mit dem Regierungspartner suchte. Niessl ließ es dagegen öfters krachen.
Nach seinem zweiten, diesmal erwarteten Wahlsieg ist aus dem einstigen Notnagel endgültig ein alter Hase geworden, der sich anschickt, seinen Namen mit einer Ära zu verknüpfen. Nicht, dass er sich schon mit Theodor Kery vergleichen könnte, der das Burgenland zwischen 1966 und 1987 quasi absolutistisch regiert hat. Aber länger als Karl Stix, der neun Jahre lang das ausklingende Jahrhundert geprägt hat, wird es Hans Niessl auf jeden Fall machen. Und bei der nächsten Wahl im Jahr 2010 wird er erst 59 Jahre alt sein.