Andererseits wurde mit dem Fall Irak bewiesen, dass ein adäquates Inspektionsregime sogar dann funktioniert, wenn sich der Staat, dem es verordnet wird, dagegen wehrt. Ein strenges Überwachungssystem (OMV: On^going Monitoring and Verification) sorgte dafür, dass der einmal von seinen Atomwaffenprogramm abgerüstete Irak auch kein neues beginnen konnte. Zusatz: Er nahm es auch nicht wieder auf, als sich nach 1998 keine Inspektoren mehr im Land befanden.
Die IAEO war 1991, nach dem Golfkrieg, vom UNO-‑ Sicherheitsrat mit der Aufklärung der nuklearen Aktivitäten des Irak beauftragt worden, übrigens gegen den Widerstand von Teilen der damaligen US-Regierung. Für diese Mission wurde das "Action Team", später umbenannt in INVO (Iraq Nuclear Verifica^tion Office), geschaffen, das auch noch 2002/2003 unter seinem Chef Jacques Baute‑ im Irak im Einsatz war.
"Alles verstecken"
Der Irak hatte, als er 1991 vom Golfkrieg gestoppt wurde, zwei verschiedene Anreicherungstechnologien verfolgt plus alle nötigen Zusatzprogramme zur Herstellung von Atomwaffen (wesentliche Bereiche waren allerdings noch nicht gemeistert). Die erste Anweisung des irakischen Regimes an seine Wissenschafter nach dem Krieg lautete "alles verstecken", aber bereits bei der zweiten‑ Inspektion im Irak Ende Juni 1991 begann das Lügengebäude zu bröckeln.
Daraufhin, so erzählte es Iraks früherer Atomwaffenchef Jafar Dhia Jafar dem‑ Standard, kam Saddams Kommando "Alles zerstören" – und das wurde auch, wie wir jetzt wissen, weit gehend ausgeführt: Jedenfalls gab es nach 1991 kein Atomprogramm mehr. Trotzdem hielt Bagdad bis 1995, als Saddams Schwiegersohn und Rüstungschef Hussein Kamel floh, wichtige Informationen zurück. Als der Irak dann ab 1995 tatsächlich kooperierte, war seine Glaubwürdigkeit so zerstört, dass ihm niemand mehr glaubte.