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Zwei Polizisten der New Yorker Polizei patrollieren an der U-Bahnstation Grand Central.

Foto: AP/Kathy Willens

Terror-Warnstufen in den USA

STANDARD
Nach angeblich spezifischen Terrorwarnungen wird New Yorks U-Bahn scharf bewacht. Vermutet werden allerdings auch politische Hintergründe.

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Der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg erläuterte am Donnerstagabend die drastisch verstärkten Sicherheitsmaßnahmen in der New Yorker U-Bahn. New York sei vom FBI gewarnt worden, eine Gruppe von Terroristen habe geplant, während der kommenden Tage eine Reihe von Bombenanschlägen auf die U- Bahn zu verüben. Im Unterschied zu bisherigen Terrorwarnungen handle es sich dieses Mal um "spezifische Drohungen bezüglich Ziel und Zeitraum". Gerüchten zufolge soll es sich um etwa ein Dutzend Attentäter handeln, die ein Treffen in New York mit drei aus dem Irak kommenden Terroristen vorgehabt hätten. Mittwoch wurden allerdings zwei der verdächtigen Männer im Irak verhaftet, der dritte wird noch gesucht.

New Yorks Polizeipräsident Ray Kelly forderte die Bürger auf, wachsam zu sein und versicherte, die Präsenz der New Yorker Polizei, "New York's Finest", werde in der Subway selbst, in und um Subwaystationen sowie auf Fähren, Bussen und Pendlerzügen stark verstärkt. Angeblich soll jede einzelne der 468 U-Bahn-Stationen von Polizisten beobachtet werden. Man werde dabei Paketen, Koffern, Kinderwagen und großen Taschen besondere Aufmerksamkeit schenken.

Seit dem Bombenanschlag auf die Londoner Underground im Juli gab es in New York stichprobenhafte Überprüfungen im U-Bahnsystem. New York selbst steht seit dem 11. September 2001 auf Alarmstufe Orange (der Rest des Landes ist auf Alarmstufe Gelb). Täglich benützen durchschnittlich 4,7 Millionen Personen die U-Bahn.

Aus dem Sicherheitsministerium in Washington verlautete allerdings, die Terrordrohung sei zwar "spezifisch, aber trotzdem nicht glaubwürdig". Russ Knocke, Sprecher des Homeland Security Office, erklärte, man habe die New York betreffende Information zwar mit den örtlichen Behörden geteilt, aber Mitglieder der Geheimdienste seien zu dem Schluss gekommen, die Warnungen beruhten auf "zweifelhaften Informationen".

Bald Wahlen

Bürgermeister Bloomberg versicherte, er werde weiterhin, wie bisher, morgens und abends die Subway benützen. Man habe keine "Ressourcen, keine Ausgaben" gescheut, um Gefahren abzuwenden. Für Skeptiker genügt allerdings ein Blick auf das Datum: In einem Monat, am 8. November, finden die New Yorker Bürgermeisterwahlen statt, bei denen Bloomberg zum zweiten Mal kandidiert. Eine Reihe von Terrordrohungen während des Präsidentschaftswahlkampfes im Jahr 2004, die sich schlussendlich als künstlich und strategisch aufgebauscht erwiesen, hatten bereits US-Präsident George W. Bush maßgeblich zur Wiederwahl geholfen. (DER STANDARD, Printausgabe, 08./09.10.2005)