Herbert Paierl musste 2004 als steirischer Wirtschaftslandesrat zurücktreten. Er habe eindringlich vor der drohenden Katastrophe gewarnt, sagt Paierl im Gespräch mit Walter Müller.

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STANDARD : Vor exakt eineinhalb Jahren traten Sie des innerparteilichen Friedens wegen zurück. War es das Opfer wert? Paierl: Nach diesem Wahlergebnis ist die Frage wohl beantwortet. Ich habe damals meinen Kommentar abgegeben, der gilt nach wie vor. STANDARD : Welchen Kommentar? Paierl: Ich sagte, es führt zum Fiasko, wenn man sich die Politik diktieren lässt, vom Blatt liest und nicht handelt. Es war völlig klar: Es ging darum, Waltraud Klasnic zu stürzen. Das habe ich warnend laut hinaus geschrien. Leider wollte man die Warnungen nicht hören. Aber man kann es auch anders sehen: gewisse Leute haben ihr Ziel erreicht. STANDARD : Wer sind diese "gewissen Leute"? Paierl: Dass Gerhard Hirschmann dieses Ziel hatte und er dabei Unterstützung aus der Partei hatte, weil es sonst nicht gegangen wäre, ist wohl klar. Es war ja nie ein Bruderkrieg. Ich habe mir damals in einem Notizblock zehn Namen aufgeschrieben. Sie sind verantwortlich für die heutige Situation der ÖVP. STANDARD : Bitte deutlicher. Paierl: Es sind Leute aus der Politik und der Wirtschaft, die Grazer-steirische Gesellschaft. Aber wohlgemerkt: Keine Kommunisten oder Sozialdemokraten, nur bürgerliches Publikum. STANDARD : Was hätte damals passieren müssen? Paierl: Was immer passiert in Unternehmungen, wenn leitende Mitarbeiter ihr Unternehmen aus gewissen persönlichen Interessen heraus beschädigen. Da gibt es einen klaren Prozess. Ich kenne keinen Fall, wo versucht wird, wie hier, so jemanden zu Tode zu streicheln. STANDARD : Was muss die ÖVP aus dem Wahldebakel lernen? Paierl: Ich bin nicht sicher, ob die Signale richtig erkannt werden. Ich nehme an, Professor Herwig Hösele bekommt eine dritte Chance als Politikberater - nach Josef Krainer, Waltraud Klasnic jetzt eben Hermann Schützenhöfer. Er ist auch reif für die Viktor Adler Plakette. STANDARD : Sie waren als "letzte ÖVP-Rettung" im Gespräch. Paierl: Ich habe allen mitgeteilt: Ich kann nicht helfen. Meine konzeptiven und personellen Forderungen sind unerfüllbar. Für Trauerarbeit sind andere zuständig. Eine wirkliche Erneuerung der Partei geht mit den handelnden Personen nicht. /DER STANDARD; Printausgabe, 7.10.2005)