Eine Animation: CryoSat im Orbit. Der Satellit stürzte jedoch bereits nach dem Start ab.

Foto: ESA/CryoSat
Moskau/Darmstadt - Schwerer Rückschlag für die europäische Raumfahrt: Der Umweltsatellit Cryosat, der in den kommenden drei Jahren Veränderungen der polaren Eismassen untersuchen sollte, ist an Bord einer russischen Trägerrakete abgestürzt. Wie die Raumfahrtagentur ESA am Samstagabend in Darmstadt erklärte, kam die Rakete wenige Minuten nach dem Start vom Kurs ab und stürzte ins Eismeer. Ursache für das Scheitern der 136 Millionen Euro teueren Mission sei offenbar ein Fehler im Flugkontrollsystem der Rakete vom Typ Rockot gewesen.

Umlaufbahn

Die Rakete mit dem 700 Kilogramm schweren Eisbeobachtungssatelliten an Bord war am Samstag um 17.02 Uhr (MESZ) vom nordrussischen Raumfahrtzentrum Plesezk aus gestartet. Nach Angaben der ESA hätte der Satellit etwa eineinhalb Stunden später die Umlaufbahn erreichen sollen. Die Bodenstationen im belgischen Redu und im schwedischen Kiruna hätten aber keinen Funkkontakt herstellen können. Die für die Trägerrakete verantwortliche Herstellerfirma Eurockot entschuldigte sich bei der ESA und ihren Partnern.

Ins Meer gestürzt

Zum Absturz sei es offenbar gekommen, nachdem das Haupttriebwerk der zweiten Raketenstufe sich nicht wie vorgesehen abgeschaltet habe, teilte Eurockot mit. Auch sei die Oberstufe der Rakete nicht von der zweiten Stufe abgetrennt worden. Das System sei daraufhin nördlich von Grönland ins Meer gestürzt. Die russischen Behörden hätten eine Untersuchungskommission eingesetzt.

"Wir Wissenschafter bedauern diesen Verlust", sagte Mike Rast vom ESA-Erdbeobachtungsprogramm in Darmstadt: "Man muss sich Gedanken machen, ob man diese Mission ersetzen kann." Die Beobachtung der polaren Eismassen sei von zentraler Bedeutung, um Veränderungen des Weltklimas vorhersagen zu können.

Polkappen

Cryosat hätte während der kommenden drei Jahre aus einer Höhe von 717 Kilometer über der Erdoberfläche die Veränderung der Eismassen an den Polkappen sowie im Meer beobachten sollen. Sein wichtigstes Instrument war der Radarhöhenmesser SIRAL, der die Dicke der Eisschichten mit einer Genauigkeit von ein bis drei Zentimeter bestimmen konnte.

Interkontinentalrakete

Die Kosten des Projekts waren von der ESA mit 136 Millionen Euro beziffert worden. Davon entfiel etwa die Hälfte auf die Entwicklung und den Bau des Satelliten, der von einem internationalen Konsortium unter Führung von EADS Astrium in Friedrichshafen konzipiert wurde. Deutschland ist nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt mit rund 30 Millionen Euro an der Finanzierung beteiligt.

Bei der Rockot handelt es sich um eine umgebaute Interkontinentalrakete vom Typ SS-19. Sie galt bisher als sehr zuverlässig. Nach Angaben des Herstellerkonsortiums Eurockot hat es bei mehr als 140 Starts bis zum Absturz vom Samstag nur drei Fehlschläge gegeben. (APA/AP/dpa)