Nach dem offiziellen Motto "Sexualität - unabhängig von Behinderung", dürfen behinderte Dänen Hilfe ihrer Betreuer in Anspruch nehmen, um Prostituierte aufzusuchen. In einigen Regionen bekommen Behinderte einmal im Monat einen Prostituiertenbesuch durch den Staat bezahlt. Beides erzürnt die Opposition.
Hilfe bei Kontakt mit Prostituierten
Die sozialdemokratische Gleichstellungsbeauftragte Kristen Brosböl kritisiert das dänische Sozialministerium, dafür dass es Pflegepersonal dazu anleitet, Behinderte dabei zu unterstützen, Sex zu kaufen. "Wir geben erhebliche Steuergelder dafür aus, um Frauen aus der Prostitution zu holen. Gleichzeitig ermutigen wir Pflegepersonal ganz offiziell dazu, Behinderten beim Kontakt mit Prostituierten zu helfen", kritisiert Brosböl.
Richtlinienkatalog
Die Opposition im Parlament fordert, dass der Richtlinienkatalog des Sozialministeriums von 2001 mit der Leitrubrik "Sexualität, unabhängig von Behinderung" schnellstens geändert wird.
In der Richtlinienverordnung der Regierung ist zu lesen: "Pfleger sollen in einigen Fällen ihre zu betreuende Person zur Behinderten eskortieren. Dabei kann es auch von erheblicher Bedeutung sein, dass der Pfleger, zusammen mit der Person das Gespräch mit der Prostituierten führt, um Wünsche auszudrücken und sicherzustellen, dass genug Zeit zur Verfügung steht."
Diskussion mit Doppelmoral
Stig Langvad vom Interessendachverband für Behinderte versteht die Aufregung nicht. Er findet, dass die dänische Diskussion Doppelmoral zeige und meint, dass Behinderte die gleichen Möglichkeiten haben müssten, wie alle anderen Menschen auch. Eine auf Gleichstellung zielende Gesellschaft könne nicht einfach Behinderten den Zugang zu Prostitution erschweren.