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Auch für freiheitliche Abgeordnete wie Barbara Rosenkranz gehört STANDARD-Lesen zur Pflicht, vor allem wenn es um Haiders "Sammelbewegung" von Blau und Orange geht.

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"Die Diskussion über eine Wiedervereinigung ist sinnlos", so versuchte Klubchef Herbert Scheibner die Sammeldebatte zu beenden. Vergeblich: Die Idee einer gemeinsamen Liste dominierte die Klausur des freiheitlichen Klubs. Sie wurde zum Katastropheneinsatz.

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Rosenburg – "Wo Menschen zueinander finden und Brücken gebaut werden." So wirbt Schloss Rosenberg im Waldviertel für seine Atmosphäre schön kitschig im "Rosenblatt". Vom Motto des Renaissanceschlosses ließen sich manche Orange und Blaue, die sich Mittwoch hier zur Klausur des freiheitlichen Parlamentsklubs versammelten, anstecken. Eigentlich wollte sich der Klub mit dem Thema "Katastrophenschutz" beschäftigten – nach der Wahlkatastrophe in der Steiermark interessierte die Abgeordneten aber weniger Krisenmanagement für Hochwassersituationen, sondern Krisenbewältigung in der Partei.

Eine Renaissance der blau- orangen Gemeinsamkeit, das könnte ein Ausweg sein, sinnierte etwa der Abgeordnete Detlev Neudeck: "Wenn es vor der Nationalratswahl danach aussieht, dass FPÖ und BZÖ getrennt nicht ins Parlament kommen, sollte man sich überlegen, ob es nicht sinnvoller ist, auf einer gemeinsamen Liste zu kandidieren."

Absage an "Phantom"

Solche Ideen gehörten nicht auf ein Renaissanceschloss, sondern auf ein Luftschloss, konterte Barbara Rosenkranz: "Das BZÖ hat keine Basis und keine Wähler. Mit einem Phantom kann man sich nicht vereinigen." Rosenkranz hält zwar der FPÖ die Treue – fuhr als Klubmitglied aber mit auf die Klausur und klatschte brav bei orangen Referaten.

Generell ist der Parlamentsklub die real existierende Sammelbewegung: Elf Abgeordnete sind orange, vier blau, drei unentschlossen. Genau dieser Farbenmix sei das Problem, seufzte Max Walch rustikal-basisverbunden: "Viele Wähler tuan ja gar net wissen, dass man jetzt des BZÖ wählen muass, wenn man den Jörg Haider will."

Ablenkung vom Falkner

Die Stimmung der Ratlosigkeit wurde manchmal von Einlagen unterbrochen: Etwa der Falkner, der im Schlosshof Künste mit Adlern und Falken vorführte. "Wir sind alle Jäger und Sammler", entdeckte Klubobmann Herbert Scheibner Parallelen. Dennoch war er bemüht, alle Sammelgelüste zu zähmen: "Die Diskussion um eine Wiedervereinigung ist derzeit sinnlos. Die Trennung war notwendig." Punkt. Und Zeit für einen flehentlichen Appell: "Wir sollten nicht zulassen, dass dies das einzige Klausur-Thema ist."

Also lauschte er demonstrativ interessiert Referaten von Gästen wie Erich Buxbaum, Direktor für Öffentliche Sicherheit, der über Terror- und andere Katastrophen sinnierte. Soll doch Sicherheit ein Schwerpunkt sein, der das BZÖ aus der Themenkrise führt. Das Bemühen Scheibners war vergeblich. Während im eiskalten Klausursaal die Sicherheitsdebatte zögerlich dahintröpfelte, wurde heraußen hitzig über orange-blaue Sammelsurien diskutiert.

BZÖ-Bündnissprecher Uwe Scheuch etwa kann sich "eine gemeinsame Liste vorstellen, ob die Liste BZÖ oder XY heißt, wird man sehen". Eine blau-orange Renaissance bedeute das aber nicht. Denn diese Liste müsse die orange Handschrift tragen: "Wir wollen mit einer von Heinz-Chris 3. Spalte tian Strache geführten FPÖ nichts zu tun haben."

Naja, inhaltliche Unterschiede zwischen Blau und Orange gebe es "kaum", relativierte Helene Partik-Pablé. Sie ist FP-Mitglied und Vizeklubchefin und wünscht sich eine Sammelliste "wie von CDU und CSU". Dass der Vorschlag der Sammelbewegung von Jörg Haider kommt, irritiert Partik-Pablé: "Er, der die Partei spaltete, spricht von Wiedervereinigung. Man hätte wissen müssen, dass die Spaltung zur Katastrophe führt."

Haider war zwar Mittwoch nicht auf der Rosenburg, aber dennoch präsent. Seine Sammel-Idee führte, sehr zum Ärger der Klubklausur-Regie, zur Katastrophe für das Katastrophen-Thema. Doch auch das entsprach dem Motto der Rosenburg – gehörte die doch lange der Familie "Jörger". (DER STANDARD, Eva Linsinger, Printausgabe, 6.10.2005)