Frankfurt - Deutschlands oberster Finanzaufseher Jochen Sanio hat die umstrittenen Hedge Fonds als "großes schwarzes Loch" der internationalen Finanzmärkte bezeichnet. Die Fonds seien "total unbeaufsichtigt" und damit eine "ziemliche Gefahr für die Stabilität des Finanzsystems", erneuerte der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) am Mittwoch am Rande eines Treffens internationaler Wertpapieraufseher in Frankfurt seine Kritik an dieser großen Investorengruppe. "Keiner weiß, was dort vor sich geht."

Hedge Fonds sind Finanzdienstleister, die mit riskanten Manövern unabhängig von der Marktentwicklung hohe Gewinne erzielen wollen. Sie gelten als äußerst intransparent. Nach Branchenschätzungen gibt es weltweit etwa 8000 solcher Fonds, insgesamt verwalten sie ein Vermögen von rund einer Billion Dollar. An einzelnen Tagen sind sie für einen Großteil des Umsatzes an den internationalen Wertpapierbörsen verantwortlich.

Mehr Aufmerksamkeit

Die internationalen Finanzaufsichten wollen der wachsenden Bedeutung von Hedge Fonds daher nun mehr Aufmerksamkeit widmen. Allerdings stehe dieses Projekt erst am Anfang, mit Ergebnissen sei in naher Zukunft nicht zu rechnen, betonte Michel Prada, Vorsitzender einer Arbeitsgruppe von Wertpapieraufsichtsbehörden aus 59 Ländern, die am Mittwoch in Frankfurt zusammenkam. "Wie werden beginnen, mit der Hedge-Fonds-Industrie zusammenzuarbeiten, und dann sehen, was wir zu tun haben. Es gibt nicht mal eine einheitliche Definition, was ein Hedge Fonds eigentlich ist."

Sanio stimmte dem geplanten und eher bedächtigen Vorgehen zu: "Dies ist ein neues Projekt. Wir können nicht gleich alle Karten aus dem Ärmel schütteln." Jedoch dürfe sich die Prüfung auch nicht Jahre lang hinziehen. Zur laufenden Untersuchung der BaFin zum Einstieg von Hedge Fonds bei der Deutschen Börse sagte der Finanzaufseher, es sei bald mit einer Entscheidung zu rechnen. Ursprünglich war das Ende der Prüfung für September angekündigt worden.

Zu den weiteren Themen der Konferenz der International Organization of Securities Commissions (IOSCO), die die grenzübergreifende Zusammenarbeit der Regulierungsbehörden vorantreiben will, zählen Geldwäsche sowie die Unabhängigkeit von Aufsichtsräten und Wirtschaftsprüfern. "Unsere Überwachungssysteme sind noch sehr stark national verwurzelt", meinte Sanio. (APA)