Auf der X05 waren Xbox 360-Modelle zu sehen, die von Künstlern aus verschiedensten Ländern gestaltet wurden und nun für einen guten Zweck versteigert werden sollen.

Foto: Gregor Kucera
Vor gar nicht allzu langer Zeit war Microsoft noch ausschließlich mit den alltäglichen Problemen von Software dies- und jenseits des Atlantiks beschäftigt, doch dann änderten sich die Zeiten und die Redmonder wollten einem japanischen Konzern mit seiner „Spiele-Station“ nicht länger den Gameskuchen alleine verschlingen lassen; so stieg Microsoft in Konsolen-Geschäft ein.

Nun mehr sind einige Jahre ins Lang gezogen, Sony ist noch immer Marktführer – auch Nintendo hat sich immer noch nicht geschlagen gegeben und Microsoft muss neue Strategien überlegen. Der einfachste Weg ins schnelle Glück schien aus Sicht von Microsoft die Geschwindigkeit – würde man schneller als der Mitbewerb eine neue Konsole in den Handel bringen, so würde diese auch als erste verkauft – ergo wäre man Marktführer und könnte sich (endlich) über Gewinne auch in diesem Segment freuen. Doch Geschwindigkeit ist doch nicht alles und so musste sich Microsoft, neben einer Konsole, die technisch alle Stücke spielt, noch etwas anderes einfallen lassen.

Jedem Land seine Konsole

Zahlreiche Marktforschungen und Kundenanalysen später, kam man zu dem Ergebnis – jeder Kontinent hat unterschiedliche Anforderungen, die von den UserInnen an eine Konsole gestellt werden – also gilt es diese zu befriedigen, um erfolgreich zu sein. Gesagt, getan. Microsoft investierte ziemlich viel Geld in den japanischen Markt. Hier, so der Softwarekonzern, ist es notwendig spezielle, eigene und vor allem japanische Spiele auf seiner Plattform anzubieten, sonst geht gar nichts. Als ersten weisen Schachzug holte man sich Square Enix, die Entwickler der Final Fantasy-Reihe, ins Boot und wird in Zukunft dieser Titel auf der Xbox 360 gewiss sein – ein Schachzug der Sony nicht so nachvollziehbar war, hat man Square Enix doch einfach ziehen lassen. Was nicht meint, dass die Spiele nicht mehr auf der PlayStation erscheinen werden, sondern dass sich Sony nicht mehr eines großen Vorteils gegenüber der amerikanischen Mitbewerber sicher sein kann.

Japanische Entwickler

Doch damit noch lange nicht genug, Microsoft kaufte einige weitere japanische Entwickleridole – wie etwa Hironobu Sakaguchi, der exklusiv für die neue Konsole zwei Online-Rollenspiele konzipieren soll, zusammen und kündigte zahlreiche Titel exklusiv für seine japanischen SpielerInnen an. Was bei der ersten Xbox noch übersehen wurde, ist nun gut gemacht und nun sind die KundInnen am Zug – scheint man bei Microsoft zu denken.

Der Preis

Einen anderen Weg geht man in Europa – nicht, dass zwischen dem US-Riesen Electronic Arts und japanischen Größen wie etwa Square Enix kein Platz mehr für Ubisoft und Co gewesen wäre, Microsoft sieh in Europa andere Hauptargumente zum Konsolenkauf als „heimische“ Entwickler. Das entscheidende sei hier der Preis.

Zwei Konsolen

„In Europa – hier vor allem in Kontinentaleuropa – finden wir einen sehr preissensitiven Markt vor. Wir haben unsere Lektion gelernt – 479 Euro und ein Launch im März, das wird der Xbox nur einmal passieren, meinte Microsofts Vizepräsident und Xbox 360-Marketingverantwortlicher Peter Moore in einem Interview. So werden nun zwei Xbox 360-Systeme in Europa in den Handel kommen. Eine „Vollversion“ um rund 400 Euro, sowie eine „Light“-Version – offizielle Bezeichnung ist derzeit Xbox 360 Core System - um rund 300 Euro.

Die Frage nach dem Nutzen

Mit diesem abgespeckten Core System will man Gelegenheits-SpielerInnen ansprechen, die vor allem eine günstige Next-Generation-Konsole suchen und sich eventuell später alle Zusatzfeatures nachrüsten werden, die in der Vollversion bereits enthalten sein werden. Allerdings fehlt der Core-Version nicht nur der MemoryStick und kabellose Kontroller sondern auch die Festplatte. Diese kann um 100 Euro dann als Zusatz erworben werden. Ein MemoryStick wird rund 40 Euro kosten. „Die Premium-Version wird alle Wünsche der SpielerInnen erfüllen und sämtliche Möglichkeiten bieten, die man von der Xbox 360 erwarten kann“, so Moore.

Wer überlegt, kauft das Gesamtpaket

Im Vorfeld von Microsofts Xbox-Messe X05 in Amsterdam wurde nicht nur über kommende Spiele diskutiert - die im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen werden, sondern auch über das Preismodell. Die "abgespeckte" Xbox 360-Version setzt da an, wo die Konsumenten in den letzten Jahren hinerzogen wurden. Eine Konsole mit einem Kontroller - das wars; keine MemoryCard und auch kein Spiel. Die Überlegung dahinter ist rasch erklärt - SpielerInnen, die sich selbst eine Konsole kaufen werden zum preislich sehr interessanten Gesamtpaket greifen. Aber gerade in der Vorweihnachtszeit werden auch viele Geschenke gekauft. Viele KäuferInnen - so meint man bei Microsoft - würden die billige Einstiegsversion kaufen und es dann den Beschenkten selbst überlassen diese nach ihrem Wunsch aufzupeppen.

Die USA

In den USA wiederum scheint der Preis weniger eine Rolle zu spielen, auch der Fokus auf heimische Entwickler muss nicht gelegt werden, da ohnehin die Branchengrößen hier zu finden sind. Was sind also die relevanten Neuerungen für den nordamerikanischen Markt? In den USA gilt eine Faustregel – wenn du Neues in den Handel bringen willst, so möglichst nahe an Thanksgiving. Dieses Fest und die Feiertage rund herum sorgen für Absatzrekorde. Von der Herstellerseite ist es daher wichtig, die Konsole zwischen Thanksgiving und Weihnachten auf den Markt zu bringen und zwar am besten vor dem Mitbewerb – dies dürfte Microsoft gelungen sein ( der geplante US-Start wurde mit 22. November angegeben). Die Frage ist nun, ob die Konsumenten genauso agieren wie es sich bei den Marktanalysen gezeigt hat.(grex aus Amsterdam)