Im Film "andererseits" kommt ein junges lesbisches Pärchen zu Wort.

Sehr bald wird eine etwas betagtere Dame in der Kurzfilmdoku andererseits (oder lesbische Mütter unter uns) klarstellen, dass zwei gleichgeschlechtliche Partner, die ein Kind aufziehen, einfach nicht von der Natur vorgesehen sind. Schließlich stehe ja auch in der Bibel „Adam und Eva“ und nicht etwa "Adam und Detlev".

Die Filmemacherinnen Elisabeth Leeb und Iris Pokorny allerdings lassen vor allem ein ziemlich junges, lesbisches Paar zu Wort kommen. Eine der jungen Frauen hat schon zwei Kinder aus einer vergangenen Beziehung. Ihre Freundin ist vor einiger Zeit dazu gestoßen, und nun bilden die vier eine Familie, deren Mitglieder allesamt weiblich sind. Man sieht sie auf einer Wiese in einem Park sitzen, im Supermarkt einkaufen, schwimmen und zuhause essen. Die zwei Mamas gehen vor der Kamera etwas unbeholfen miteinander um, so als müssten sie überdeutlich demonstrieren, dass sie ein Paar sind. Die eine erzählt, dass sie anfangs unsicher war, wie sehr sie bei der Erziehung mitreden dürfe. Das Bild einer jungen und liebevollen Familie.

Der andere Teil der Doku, der immer wieder das „Portrait” der Familie unterbricht, besteht aus Interviews in einem Einkaufszentrum. Vor der Libro-Fassade hören wir das eingangs Zitierte und andere eher beengende Weltbilder. Spitzenreiter sind „Kinder brauchen einfach Mama und Papa” und außerdem „Die anderen Kinder werden sonst blöd fragen”. Die negativen Stimmen nehmen dann ab und erstaunlich ehrliche und interessante Aussagen kommen zu Tage. Wie der Vater, der meint, er erziehe seine Kinder für eine bessere Welt, wobei er nicht sicher sei, ob ihnen das vielleicht nicht mehr schaden als helfen werde. Oder die (allein erziehende?) gestresst wirkende Mutter mit Säugling am Arm, die meint, dass dann ja auch allein erziehende Mütter kein Kind aufziehen dürften. Persönlicher Höhepunkt: das jugendliche Paar (Achtung, Vorurteil: eher der Nachtschicht, als dem Flex zugetan), das ganz simpel, aber treffend feststellt, es könne in den „normalen“ Familien doch genauso schief gehen.

Die Stärke des Films liegt vor allem in seiner Einfachheit – es ist sehr wohltuend, die toleranten Aussagen nicht wie schon auswendig gelernt von den diversen politischen Gruppierungen zu hören, sondern von Leuten, von denen man es möglicherweise nicht erwarten würde (oder die man vielleicht selten fragt). Auch die zwei jungen Frauen gehen ihre Situation mit fast kindlicher Naivität an. Und wenn man sieht, wie das funktioniert, hofft man auf mehr solche Vorbilder. Übrigens: Das dritte Kind ist schon unterwegs.