Element of Crime: "Mittelpunkt der Welt" (Polydor 2005)

Foto: Element of Crime
Element of Crime haben sich in den letzten zehn Jahren nicht krass verändert. Man kann das Kontinuität nennen oder Stagnation. Oder Stagnation auf hohem Niveau. Ihr neues Album heißt "Mittelpunkt der Welt", und vielleicht würde es "Romantik" heißen, wäre es erlaubt, zwei Kinder auf den selben Namen zu taufen. Und wer "Romantik" mochte, wer die rosagraue Liebe und den versöhnlichen Selbsthass in Sven Regeners Texten mag, könnte auch dieses Album ins Herz schließen.

Bei Element of Crime ist der Mittelpunkt der Welt dort, wo das Gefühl am schönsten ist. Einmal dort, wo die Füße der Liebsten stehen, einmal in Delmenhorst, wo sie nie hingelangen werden. "Das Herz endlich gebrochen und Spaß dabei", singt Sven Regener, der nie nüchtern genug sein könnte, um nicht nach Berliner Pilsener zu klingen. Wie schön es doch ist, unglücklich zu sein, weil Unglück Glück braucht, um zu entstehen.

Zwanzig Jahre

Heuer wurde die Berliner Formation zwanzig Jahre alt - oder genauer, die Institution. Von den Gründungsmitgliedern der nach einem Lars von Trier-Film benannten Band ist nur noch Sven Regener übrig, der sich von englischen Texten gänzlich verabschiedet und beim Arrangieren auf Ruhigeres verlegt hat.

Gut zu wissen, dass vier Jahre nach "Romantik", das in punkto Verkaufszahlen ebenso überraschte wie Regeners Erstlingsroman "Herr Lehmann", wieder ein Album in den Läden steht, das den Erwartungen der wunschlos unglücklich Zufriedenen gerecht wird:

"Du verdrehst mit den Fingern dein Haar/ Und nur Idioten finden das wunderbar/ Ein Vollidiot bin ich gern." Darf man das eigentlich, den Text der Melodie entreißen? Sven Regener sagt ein striktes Nein. Wir machen eine Ausnahme: Alle, die ihn mögen, hören die Platte früher oder später sowieso. (mas)