Der Jean-Paul-Spielplatz I

Männlich und weiblich sind für einen Jean-Paul Gaultier nur Spielplätze fürs kreative Austoben. Seit er sich 1976 auf der Mode-Weltkarte etabliert hat, schraubt er an geschlechtsspezifischen Kleiderformen herum - mit theatralischen Ergebnissen. Nun hat er ausnahmsweise männliche und weibliche Formen-Vokabeln zu einem Gedicht gereimt. Gaultier² vereint die klassischesten aller Parfum-Zutaten, Ambra, Moschus und Vanille zu einem Parfum, das bei Männern und Frauen gleichermaßen beliebt sein soll. Es ist in der Tat ein sehr intimer Duft daraus geworden mit einem Hauch Kindheit, aber dann ist er doch wieder recht erwachsen.

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Der Jean-Paul-Spielplatz II

Das Korsett und die übertriebene Präsentation seines oberen Endes haben Gaultier von je her fasziniert und - mit Hilfe von Weggefährtin Madonna - seinen Ruhm begründet. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das männliche Pendant, das stramm sitzende blau-weiße Ringelshirt, zu ikonographischen Ehren kam.
Mit dem Ringelshirt schmückt Gaultier Teddybären oder macht daraus eine Kollektion für einen Versandkatalog. Natürlich gibt's ein Männerparfum in Gestalt eines Ringelshirt-Torsos. Das hat ein Nachfolgemodell: Jean-Gaultier Le Male Armure Collector mit einem Duftcocktail aus Vanille, Lavendel und Minze gibt's in einer limitierten Edition ab sofort.

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Der Zegna-Moment

Espresso, eine bestimmte männliche Art sich anzuziehen (guter Anzug, guter Haarschnitt, nie zu frisch vom Friseur, Sonnenbrille ins Haar geschoben stört nicht, außer es handelt sich um Flavio Briatore), Campari um die richtige Uhrzeit - die italienische Wunschliste der nördlichen Nachbarn und Nachbarinnen lässt sich beliebig verlängern, vor allem um ein Produkt: Essenza die Zegna, das Eau de Toilette vom famosen Herrenausstatter, sollte man am Liebsten schnuppern, wenn man im Büro nur Filterkaffee statt Espresso bekommt, wenn man die Campari-Stunde ungenutzt verstreichen lassen musste, oder wenn der Liebste zufällig kein Italiener ist.

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Der Boss-Faktor

Seit Jahrzehnten ist Boss die Formel für gehobenen Männer-Chic. Und dann auch noch praktisch. Wer sich ausschließlich in Boss gewandet, kann kaum was falsch machen. Alles passt zu allem. Echte Kombinier-Schnitzer sind quasi unmöglich. Diese Verlässlichkeit ist der Boden des Boss-Image. Die Firma nennt es den "Boss-Faktor". Was beim Sakko nützt, kann bei der Pflege nicht schaden. Ab sofort gibt es Boss Skin: Gesichtsreinigung, Peeling, Rasiergel und Aftershave Balsam, Feuchtigkeitsgel und -creme, ein Serum und eine Augenpflege. Alles passt zu allem. Pflege-Schnitzer sind quasi unmöglich. Die moderate Preisgestaltung wird den Bossen vernünftig erscheinen.

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Das Robbie-Phänomen

Sogar heute noch hängt das Anzeigen-Foto aus den 80er-Jahren als Poster in so manchem Mädchen- oder auch Bubenzimmer. Der Davidoff-Mann mit dem perfekt gebräunten Oberkörper, überspült vom Meerwasser in azurblauer Umgebung. Man erinnert sich gern. Davidoff war und ist der Robbie Williams unter den Herrendüften. Man kann ihn mögen oder nicht, man geht auf jeden Fall ins Konzert und schreit sich die Seele aus dem Leib. Auf diesen Erfolg versucht man eins drauf zu setzen: Davidoff Silver Shadow, ein frischer, dennoch klassischer Duft, in einem Flakon, fast zeitloser als der Papa aus den 80er-Jahren.

(Der Standard/rondo/30/09/2005)

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