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Seegurken zählen zu den potenziellen Verlierern des Wandels

Foto: APA/EPA

Bremerhaven/London - Durch den Anstieg des Treibhausgases Kohlendioxid versauern die Meere einer Studie zufolge viel schneller als bisher angenommen. Bereits in 50 bis 100 Jahren könnte dies zum Verschwinden wichtiger Meeresorganismen in den Polargebieten führen, warnt ein internationales Forscherteam im britischen Wissenschaftsmagazin "Nature" von diesem Donnerstag. An der Studie war auch das Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) beteiligt. Die Forscher forderten eine starke Einschränkung der Treibhausgasemissionen.

Bedroht sind nach der Studie vor allem Kaltwasserkorallen, Seegurken und im Wasser schwebende Flügelschnecken. Diese Tiere seien eine wichtige Nahrungsquelle für andere Tiere, von Krebsen über Lachse bis zu Walen. Daher seien schwerwiegende Auswirkungen auf das gesamte polare Ökosystem zu befürchten, glauben die Forscher.

Schädliche Säurebildung

Nach AWI-Angaben produziert jeder Mensch durch den Verbrauch von Öl und anderen fossilen Brennstoffen im Durchschnitt elf Kilogramm Kohlendioxid pro Tag, die in die Atmosphäre gelangen. "Vier Kilogramm davon werden von den Weltmeeren aufgenommen, was den Treibhauseffekt mildert", schreibt das Institut. "Unglücklicherweise reagiert das Kohlendioxid mit dem Meerwasser zu Säure, welche die Kalkschalen vieler Meeresbewohner auflösen kann."

Beim derzeitigen Anstieg der Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre würden sich die Schalen der Flügelschnecken in den Polarmeeren bereits in 50 Jahren einfach auflösen. Die wärmeren Meere folgten mit Zeitverzögerung. Gefahr drohe auch den besonders im Nordatlantik verbreiteten Kaltwasserkorallen. Anders als ihre bekannteren tropischen Verwandten wüchsen diese Korallen nur sehr langsam. Sie seien schon heute durch Bodenschleppnetze der Fischerei stark bedroht.

"Um die Vorhersagen abzusichern, haben wir 13 alternative Berechnungsmodelle mit den Daten gefüttert", erklärt Prof. Reiner Schlitzer vom Alfred-Wegener-Institut. "Beim Vergleich der Ergebnisse gab es kleine Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Modellen, aber die grundsätzliche Aussage war immer die gleiche: Die Meere versauern viel schneller als bisher angenommen."(APA/dpa)