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Grafik: APA/Hirsch
Wien - Erwartungsgemäß mit einem Dreier vor dem Komma endeten in der Nacht auf Samstag die Kollektivvertragsverhandlungen für 180.000 Metallarbeiter und Industrieangestellte. Die Ist- und Mindestlöhne und Gehälter steigen per 1. November um 3,1 Prozent und damit deutlich stärker als die Inflationsrate von 2,5 Prozent. Der Metaller-Abschluss, der traditionell Signalwirkung für alle folgenden KV-Runden hat, ist seit Jahren einer der höchsten.

Die Verhandlungen waren heuer extrem schwierig, so der Arbeitgeber-Verhandler Hermann Haslauer zur APA. Die hohe Inflation einerseits und die sehr gute Produktivität andrerseits habe die Ausgangslage enorm erschwert. "Wir können mit dem Kompromiss leben." Im ORF-Morgenjournal betonte Haslauer, es sei sicherlich ein Abschluss, der beide Seiten schmerzt.

Erschwert durch wirtschaftliche Lage

Metaller-Chef Rudolf Nürnberger bestätigte im ORF-Radio den Druck, der auf den heurigen Lohnverhandlungen gelastet habe. Er glaube, dass das Ergebnis den Druck rechtfertige. Das Verhandlungsergebnis trage der wirtschaftlichen Situation in der Metallindustrie Rechnung und passe daher "in die Landschaft", so Angestellten-Verhandler Karl Proyer zur APA.

Beim Thema Arbeitszeitflexibilisierung wurde kein echter Fortschritt erzielt. Die Sozialpartner einigten sich lediglich darauf, den Durchrechnungszeitraum von derzeit fünf auf neun Monate auszuweiten.

Verzetnitsch mit Abschluss zufrieden

Der Präsident des Gewerkschaftsbundes (ÖGB), Fritz Verzetnitsch sieht seine Forderung nach einer "ordentlichen Lohnrunde" durch den Abschluss bei den Metallern "absolut" erfüllt. Angesichts der herrschenden Ertragslage habe der Chef der Metaller-Gewerkschaft, Rudolf Nürnberger, richtig verhandelt, sagte Verzetnitsch am Sonntag in der ORF-"Pressestunde".

Verzetnitsch wies zurück, dass mit dem hohen Abschluss der Arbeitsmarkt belastet werde. Er glaube, dass die Rationalisierung unabhängig von der Höhe der Lohnabschlüsse fortschreite, sagte der ÖGB-Präsident.

Kräftigere Lohnerhöhung

Bereits im Vorfeld der Verhandlungen sind die Wirtschaftsforscher heuer von einer kräftigeren Lohnerhöhung als im Vorjahr ausgegangen. Damals stiegen Ist- und Mindestlöhne um 2,5 Prozent bei einer Inflation von 2,1 Prozent. Bei den heurigen Verhandlungen ging man von einer Teuerungsrate von 2,5 Prozent und einem BIP-Wachstum von 2 Prozent aus. Mit 3,1 Prozent liege man noch unter der Formel Abgeltung der Inflation plus halbes BIP-Wachstum, so ein Beobachter.

Erschwert wurden die Verhandlungen heuer durch den hohen Ölpreis, von dem Unternehme und Konsumenten gleichermaßen betroffen sind. Während die Unternehmer verstärkten Wettbewerbsdruck durch die Globalisierung ins Treffen führten, stand für die Gewerkschaft die Sicherung des Lebensstandards und die Stärkung der Kaufkraft im Vordergrund.

Auswirkung auf Tarifrunden

Der kräftige Lohnabschluss der Metaller wird sich auf die folgenden Tarifrunden auswirken. Im Oktober starten die KV-Verhandlungen rund 450.000 Handelsangestellte, gefolgt von den Gehaltsverhandlungen für rund 500.000 Beamte und Vertragsbedienstete, die im Vorjahr mit 2,3 Prozent abgeschlossen haben.

Für die Industriellenvereinigung (IV) ist der Metaller-Abschluss "sehr hoch". Gedämpft werde der Abschluss jedoch dadurch, dass die Zulagen nicht in gleicher Höhe angehoben werden, hieß es am Samstag in einer Aussendung. Die Höhe des Abschlusses sei primär durch die gute Ertragssituation größerer Unternehmen zustande gekommen, während für die vielen kleinen mittelständischen Unternehmen die Abschlusshöhe "ein negatives Signal mit möglichen Implikationen für den Standort darstelle." Bei der Arbeitszeitflexibilisierung wurde "zum wiederholten Male eine große Chance nicht genützt", so die IV. Jetzt liege der Ball kurzfristig bei den Sozialpartnerpräsidenten, die sich öffentlich dazu bekannt haben, diese Probleme zu lösen.

(APA)