"Inhaltlich etwas dürftig" (SPÖ) bzw. "ungenügend für die Lösung der Probleme" (Grüne) ist für die Opposition das am Mittwoch von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) präsentierte zweite Schulpaket. Kritik üben sie vor allem an der Konzeption der Pädagogischen Hochschulen (PH).

"Upgrading"

Diese sei vor allem eine "große Umschilderungsaktion", so der Grüne Bildungssprecher Dieter Brosz bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Ähnlich sein SPÖ-Pendant Erwin Niederwieser nur wenig später ebenfalls bei einer Pressekonferenz: Der von Gehrer gebrauchte Ausdruck eines "Upgrading" der Pädagogischen Akademien (PädaKs) zu PH "passt hervorragend": "Das ist eine Software, die eine 15. Version bekommt, aber keine neue Software."

Vereinheitlichung

Kritik üben beide Parteien daran, dass einerseits die Kindergärtner nicht an den PH ausgebildet werden sollen und andererseits nach wie vor Österreich als einziges Land in Europa die Lehrer der Sekundarstufe I an getrennten Institutionen schult (Hauptschullehrer an Pädaks bzw. künftig PHs sowie AHS-Unterstufen-Lehrer an Unis). Gerade habe man nach langen Anstrengungen Polizei und Gendarmerie zusammengelegt, so Brosz. Man schaffe es aber offenbar nicht, die Ausbildung von Lehrern, die nach dem gleichen Lehrplan den gleichen Stoff unterrichten, zu vereinheitlichen.

Kaum Jobs

Dies sei auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass in den nächsten Jahren wegen des Schülerrückgangs vor allem an den Hauptschulen massiv Lehrerposten verloren gehen würden, diese Pädagogen aber weiterhin nicht an den wachsenden AHS-Unterstufen unterrichten dürfen, meinte Brosz. Die Sektion Hauptschul-Ausbildung an den PH könne man eigentlich gleich zusperren, weil in den nächsten zehn Jahren ohnehin kaum jemand einen Job bekommen werde.

Einflußnahme

Niederwieser stößt sich auch an der möglichen staatlichen Einflussnahme auf die PH. Der Hochschulrat als eines der Leitungsgremien werde rein politisch besetzt: Mitglieder sind drei von der Regierung bestellte Personen, der amtsführende Präsident des jeweiligen Landesschulrats sowie eine von der Landesregierung ausgewählte Person. Der Studienplan wiederum werde nicht von der Uni selbst, sondern vom Ministerium erstellt. Auch die Qualifikation des Rektors sei nicht definiert, so Niederwieser: "Da könnten gleich die Beamten des Ministeriums die Hochschule leiten."

Sowohl SPÖ als auch Grüne sehen die PH eher als Übergangslösung bis zur Schaffung einer gemeinsamen Ausbildung aller Lehrer an den Unis.

Selbstverständlichkeiten

Bei den restlichen Punkten des Pakets tun sich beide Parteien schwer mit Kritik: Diese seien großteils ohnehin selbstverständlich. "Es freut mich, dass die Ministerin nach zehn Jahren im Amt draufkommt, dass viele Stunden ausfallen", so Niederwieser zur "Unterrichtsgarantie". Zur Verwirklichung müsse Gehrer aber zunächst ihren "Suppliererlass" aus dem Jahr 2000 zurücknehmen, in dem unter anderem festgeschrieben wird, dass Randstunden (also erste und letzte Unterrichtsstunden) nicht suppliert werden, meinte Brosz. Weitere gemeinsame Kritik: Die von Gehrer vorgeschlagenen Maßnahmen würden ohne weitere Ressourcen keinen Sinn haben. (APA)