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Hickersberger übernimmt die Leuchttafel: "Manchmal stehe ich mir selbst im Weg".

Foto: APA/Punz
Wien - Wenn es bei einem Fußballverein nicht rund läuft, so wie derzeit bei Meister Rapid, wird der Frust oft an den Unparteischen ausgelassen. So betont Johann Hantschk, Vorsitzender der heimischen Schiedsrichter-Kommission, am Mittwoch: "Jeder sucht die Schuld bei anderen und macht es sich damit besonders leicht, denn wieder einmal müssen die Schiedsrichter als Sündenböcke herhalten".

Gerade Rapid-Coach Josef Hickersberger legte sich zuletzt vermehrt mit Unparteiischen an. Auch nach dem 2:2 bei Sturm Graz - dieses Remis war bereits die sechste sieglose Bundesliga-Partie in Serie - ging der Coach am Dienstagabend mit Referee Krassnitzer hart ins Gericht und sprach von einem generellen Unparteiischen-Problem in der Bundesliga.

"Noch lächerlicher war unser Freistoß"

"Am Schiedsrichterwesen in Österreich muss sich etwas ändern. Der Elfer für Sturm war eine der krassesten Fehlentscheidungen, die ich in letzter Zeit gesehen habe", meinte Hickersberger. "Noch lächerlicher war aber unser Freistoß, da hört sich alles auf."

Hantschk gab zu, dass der Elfer, der zum 2:1 für Sturm geführt hatte, keiner war. "Aber jeder macht Fehler, und im Fernsehzeitalter mit den vielen Kameras rund um das Spielfeld und all den Zeitlupen ist der Schiedsrichter immer zweiter Sieger. Doch der Freistoß, von dem Hickersberger sagt, dass er ihn nicht einmal geschenkt haben will, war durchaus berechtigt. Denn wie die Fernsehbilder zeigen, ist Akagündüz sogar noch im Fallen von seinem Gegenspieler gehalten worden", erklärte der Vorsitzende der Referee-Kommission, den diese unangebrachte Kritik von Hickersberger besonders ärgerte: "Mit solchen Verhöhnungen korrekter Entscheidungen sollen Schiedsrichter in den Dreck gezogen werden!"

"Fair Play"-Appell

Hantschk appellierte daher einmal mehr an den "Fair Play"-Gedanken. "Ich möchte zur Besonnenheit aufrufen, denn Trainer haben bekanntlich auch eine Vorbildfunktion. Sie reißen mit ihrem Fehlverhalten teilweise auch Spieler mit, die sich dann ebenso unsportlich und undiszipliniert gegenüber dem Schiedsrichter verhalten. Es ist aber nicht die Aufgabe des Trainers, die Schiedsrichterleistungen pausenlos zu kritisieren, zu kommentieren oder zu analysieren. Das machen wir ohnehin selbst. Und im Gegensatz zu einem Spieler, der eine schlechte Leistung bringt, erhält ein Schiedsrichter nach einer schwachen Vorstellung ohnehin eine mehrwöchige Nachdenkpause."

Hickersberger in Berufung

Während Schiedsrichter Krassnitzer im Zentrum der Schelte von Hickersberger stand, wurde Jozef Valachovic von ihm zum Matchwinner erkoren, wobei sich auch dieser Kritik gefallen lassen musste. "Sein Freistoß war besser geschossen als sein Elfer gegen die Bayern, vielleicht weil er weiter weg war. Für Jozef war es super, denn er hat sehr unter dem vergebenen Elfer gelitten. Jetzt hat er der Mannschaft einen Punkt gerettet", sagte Hickersberger, der gegen die Geldstrafe von 750 Euro, die ihm am Montag vom Strafsenat der Fußball-Bundesliga wegen "Nichtbefolgung einer Verbandsanordnung und unsportlichen Verhaltens" auferlegt wurde, berufen wird.

Grund für diese Pönale waren seine Handlungen bei der 0:1-Heimniederlage am Samstag gegen die Admira. Damals hatte er die Auswechslungen und die Nachspielzeit mit der Anzeigetafel selbst angezeigt. Diese Aktion bezeichnete der Rapid-Trainer nun nachträglich als "grenzgenial", aber auch als "dumm bis deppert". "Manchmal stehe ich mir selbst im Weg", gestand der 57-Jährige, der bereits im Juni mit einem Einspruch gegen ein Strafsenatsurteil erfolgreich gewesen ist.

Und obwohl sein Team seit 6. August (3:1-Sieg über die Austria) einem Bundesliga-Sieg nachläuft, bleibt Hickersberger weiter ein heißer Kandidat auf die Nachfolge von ÖFB-Teamchef Hans Krankl, wobei den Rapid-Trainer so ein Angebot angeblich überhaupt nicht reizt. "Ich habe den besten Job in Österreich, bin beim besten Klub mit den meisten Fans. Ich habe einen Vertrag bis 2006 und gehe nicht gern von Rapid weg", betonte der Meistermacher, der gar nicht verstehen kann, wieso ausgerechnet er Nationaltrainer werden soll. "Dass ich als Teamchef nach dem Färöer-Match noch einmal ins Gerede gekommen bin, wundert mich selbst, aber mit mir hat noch keiner geredet." (APA)