Foto: Rita Newman
Die Übersetzung von Schillers Sturm und Drang in ein holzschnittartiges Schwertkampfgetöse wird man nicht gleich zur Theaterhochleistung umlügen müssen, um nicht doch den stark laienromantischen Reiz der Räuber-Fernostfassung des Theaters Rabenhof zu würdigen.

Das Aktionskombinat "Casa Del Kung Fu Allstars" der Gebrüder Klaus und Peter Waldeck verlegt Schillers Wald der gesetzlosen Possenreißer und Gewaltattentäter in ein Bambus-Terrarium, in dem man chinesische Trichterhauben trägt, Samuraischwerter spazieren führt, Knurrlaute ausstößt (Florian Sedivy als Karl Moor), Wrestling vorführt und ein im Übrigen dadaistisch getöntes Schiller-Deutsch zum Vortrag bringt: "Warum ist's eigentlich immer ich, der gedämmelte Lack!?"

Herzzusammenschnürend auch jene Auslassung des Franz Moor (Edwin Hirschmann), der brieffälschenden "Kanaille", die hier als Franz Fuchs verkleidet daherkommt: "Dann soll er verflucht sein (gemeint ist der gesetzlose Bruder), das restliche Leben mit einem Strauß der dornigsten Rosen in den Arsche . . ."

Aber vielleicht hörte der junge, nach Mannheim echappierte Schiller heute ja auch Bloc-Party-Remixes. Wäre er nach Wien-Erdberg ausgewandert, schriebe er heute für den "Nestroy"-prämierten, unverschämt grinsenden Boulevard des Rabenhofs jambische Dramen. Ein Spaß, nicht mehr - nicht weniger. (poh/DER STANDARD, Printausgabe, 20.09.2005)