Nachdem am Sonntag keines der beiden politischen Lager eine eigene Mehrheit erzielt hat, steht Deutschland vor einer schwierigen Regierungsbildung. Hier die rechnerisch möglichen Koalitionen - mit einem Blick auf die inhaltlichen Probleme.

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Große Koalition

Ein Bündnis aus Union und SPD ist die rechnerisch einfachste Variante. Koalitionsgespräche gelten jedoch als extrem schwierig, nicht zuletzt nach einem Wahlkampf, in dem die sozial- und arbeitsmarktpolitischen Gegensätze stark herausgestellt wurden. Angesichts höchst unterschiedlicher Vorstellungen von den Arbeitnehmerrechten bis zur Gesundheitsreform würden die Verhandlungen vermutlich wochenlang dauern. Sollte diese und alle anderen Varianten scheitern, dann könnte noch der Versuch unternommen werden, eine große Koalition mit anderem Personal an der Spitze zu bilden - etwa mit dem nordrhein-westfälischen SPD-Politiker Peer Steinbrück und dem hessischen CDU-Regierungschef Roland Koch.

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Rot-Gelb-Grün

Die SPD will eine Koalition mit Grünen und FDP erzwingen - nur die Liberalen wollen nicht. Inhaltlich liegen die Positionen von SPD und FDP vor allem in Fragen der Wirtschafts-, Steuer-, Arbeitsmarkt-und Sozialpolitik weit auseinander. In der Innen- und Rechtspolitik wäre eine rasche Einigung eher möglich. Die SPD setzt darauf, dass die Liberalen mit einer Regierungsbeteiligung inklusive einiger Ministerämter doch noch geködert werden könnten. Sollten alle anderen Konstellationen scheitern, dann könnte die FDP doch neu nachdenken.

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Rot-Rot-Grün

Eine solche Konstellation hätte wegen des starken Abschneidens der Linkspartei genügend Mandate. Die SPD-Spitze und die Grünen schlossen aber am Wahlabend jede Zusammenarbeit mit der in Linkspartei umbenannten PDS kategorisch aus. Deren Spitzenkandidat Oskar Lafontaine ist bei SPD und Grünen so verhasst, dass schon ein Gespräch unmöglich scheint. Selbst die Tolerierung einer rot-grünen Regierung durch die Linkspartei gilt als ausgeschlossen.

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Schwarz-Gelb-Grün

Die Union hat ein Bündnis mit FDP und Grünen zu ihrem bevorzugten Modell erklärt. Im Prinzip sind alle Beteiligten zu Gesprächen bereit, doch dürfte die Variante wegen unüberbrückbar erscheinender Differenzen zwischen den Grünen auf der einen Seite und Union und FDP auf der anderen Seite wenig Aussicht auf Erfolg haben. Grün-Minister wie Jürgen Trittin hatten denn auch schon vor der Wahl kategorisch ausgeschlossen, dass sie mit FDP-Chef Guido Westerwelle an einem Kabinettstisch sitzen könnten. Auch Teile der grünen Basis dürften rebellieren, wenn ein solches Bündnis ernsthaft angestrebt würde. Die schöne Bezeichnung Jamaika-Koalition ist übrigens einem ARD-Redakteur eingefallen, der diese Farben in Jamaikas Flagge entdeckte. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.09.2005)

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Minderheitsregierung

Sowohl die SPD als auch die Union könnten theoretisch auch eine Minderheitsregierung wagen. Gerhard Schröder oder Angela Merkel könnten in geheimer Abstimmung im Bundestag darauf setzen, dass entweder Vertreter der Linkspartei oder der FDP für den SPD-Kanzler oder Vertreter der SPD und Grünen für eine CDU-Kanzlerin votieren. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.09.2005)

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