Eisenstadt - Ein "Sager" von Tirols Landesrätin Anna Hosp (V) über Häuser, Kleidung und Autos der Burgenländer sorgt bei Politikern im östlichsten Bundesland für empörte Reaktionen: Hosp hatte am Donnerstag im Zusammenhang mit einer OGM-Kaufkraftstudie, bei der Tirol hinter dem Burgenland den letzten Platz belegt, laut "Tiroler Tageszeitung" und Life Radio Tirol unter anderem gemeint: "Wenn Sie einmal burgenländische Häuser angeschaut haben, dann wissen Sie, was bei denen Haus heißt. Das ist bei uns eine bessere Garconniere."

Im Burgenland erntete die Politikerin dafür Kritik: "Diese Aussagen sind eine Beleidigung für alle Burgenländerinnen und Burgenländer. Ich erwarte mir von der Frau Landesrätin, dass sie sich bei der Bevölkerung unseres Heimatlandes entschuldigt", erklärte LH Hans Niessl (S) in einer Aussendung. Offensichtlich sei der ÖVP-Politikerin der enorme Aufholprozess des Burgenlandes entgangen, meinte der Landeschef: "Ich lade die Frau Landesrätin ein, ins Burgenland zu kommen, damit sie ein Bild von den tatsächlichen Lebensbedingungen in unserem Land bekommt."

Die SPÖ fordere eine Entschuldigung, so Landesgeschäftsführer Georg Pehm: "Hier offenbart sich eine besondere Arroganz, mit der ÖVP-Politiker auf arbeitende Menschen herabsehen." VP-Chef Franz Steindl solle sich "hinter das Burgenland stellen" und die Aussagen der VP-Landesrätin verurteilen.

ÖVP-Klubchef Rudolf Strommer meinte, er lade Hosp "gerne in das Burgenland ein, denn die burgenländischen Häuslbauer sind fleißig und haben bewiesen, dass sie einiges zusammenbringen."

Schelte kam von Burgenlands Freiheitlichen: Landesparteisekretär Norbert Hofer sprach von "dümmlichen und beleidigenden" Aussagen: "Wir Burgenländer haben es nicht notwendig, sich von einer Dame, die als Politikerin 14.000 Euro monatlich verdient, wegen unseres niedrigen Durchschnittseinkommens demütigen zu lassen." Die Burgenländer könnten nichts dafür, dass sie weniger verdienten als Bürger in anderen Bundesländern: "Unsere Häuser und unsere Gärten stehen jedenfalls jenen der Menschen in anderen Teilen Österreichs um nichts nach."

FPÖ-Chef Johann Tschürtz ortete gar "Handlungsbedarf bei Bundeskanzler Schüssel, Landeshauptmann Van Staa und LH-Stellvertreter Steindl" und forderte die Tiroler Landesrätin zum Rücktritt auf. Eine Politikerin, die "ein ganzes Bundesland" beleidige, habe in einer Spitzenfunktion nichts verloren, meinte Tschürtz.

Das LH-Büro und die Freiheitlichen verschickten gleichsam als "Corpus Delicti" auch eine Radioaufnahme bzw. deren Abschrift mit dem Zitat an die Medien: Nach dem Garconniere-Vergleich heißt es dort im Hinblick aufs Burgenland weiter: "Und wenn man sieht, wie die Menschen dort gekleidet sind und was sie für Fahrzeuge haben, dann, glaube ich, wissen wir, dass wir in Tirol wirklich sehr gut zu leben haben."

Auch Burgenland-VP-Chef fordert Entschuldigung

Als "taktlos, letztklassig und niveaulos" bezeichnete am Freitag der burgenländische ÖVP-Chef LHStv. Franz Steindl Äußerungen der Tiroler Landesrätin Hosp (V) über das Burgenland. Hosp solle ihre unqualifizierten Aussagen sofort zurück nehmen und sich bei den Burgenländerinnen und Burgenländern für diese Beleidigung offiziell entschuldigen, so Steindl in einer Aussendung. Das habe er auch bei einem persönlichen Anruf in der Tiroler Landesregierung gefordert.

Hosp sei offensichtlich noch nie in ihrem Leben im Burgenland gewesen, andernfalls seien derart hanebüchene Aussagen nicht denkbar, erklärte Steindl: "In Taktgefühl, Gastfreundschaft und Heimatkunde geben wir ihr jedenfalls gerne Nachilfe."

Einen bereits zuvor geplanten Burgenland-Besuch mit einer Entschuldigung verbinden wollen unterdessen laut Burgenlands FPÖ-Landesparteisekretär Norbert Hofer 40 Tiroler Freiheitliche mit FPÖ-Obmann Gerald Hauser an der Spitze: Die Delegation halte sich bis Samstag im Burgenland auf, um die Landes-FPÖ bei Wahlkampfauftritten und Hausbesuchen zu begleiten. Dabei wolle auch das Bedauern über die Äußerungen von Hosp ausdrücken.

"Die Aussagen der Tiroler Landesrätin disqualifizieren sich von selbst", meinte Freitag Nachmittag die grüne Landessprecherin Grete Krojer: "Solche Menschen können uns nicht beleidigen. Ich bin mir aber sicher, dass unsere Häuser den Vergleich mit Tiroler Garconnieren jederzeit standhalten. Wir laden daher zum Fotowettbewerb 'Meine bessere Garconniere' ein und werden Landesrätin Hosp zeigen, wie schön die Häuser im Burgenland sind." (APA)