In den bisherigen Wortmeldungen zur Novellierung des Staatsbürgerschaftsgesetzes ging es Justizministerin Gastinger und Innenministerin Prokop darum, unsere wertvolle Staatsbürgerschaft nicht zu billig zu verkaufen. Deshalb sollten die Sprachtests erschwert und die Wartefristen verlängert werden. Außerdem müsse verhindert werden, dass einige Bundesländer vorzeitig einbürgern.
Das waren allerdings leicht durchschaubare Vorwände, denn Österreich hat im europäischen Vergleich bereits die härtesten Bedingungen: zehn Jahre Wartefrist, Sprachtests für alle, hohe Gebühren, keine Beibehaltung der bisherigen Staatsangehörigkeit und keinen Anspruch auf Staatsbürgerschaft für Kinder, die hier geboren wurden. Geringfügige Delikte, mangelndes Einkommen führen zum Ausschluss von der österreichischen Staatsangehörigkeit. Zudem ist die Zahl der Einbürgerungen nach dem Rekordjahr 2003 wieder rückläufig. Nicht einmal vier Prozent der Eingebürgerten haben 2004 die Staatsbürgerschaft vorzeitig (nach vier oder sechs Jahren) erhalten, während es 1988 noch 19 Prozent waren. Alle bisher vorgetragenen Gründe waren also nicht stichhaltig.
Nun hat der Regierungschef die Katze aus dem Sack gelassen: Österreichische Staatsbürger haben das Recht auf Familiennachzug, während Ausländer warten müssen, bis in der Quote für ihre Angehörigen ein Platz frei wird. Und sind erst Ehepartner und Kinder mit den zu Österreichern mutierten Immigranten vereint, haben sie selbst wieder nach relativ kurzer Zeit Anspruch auf unsere Staatsbürgerschaft und können weitere Angehörige nachholen. Um diese "Kaskade" zu stoppen, muss man die Einbürgerung der "Ankerpersonen" erschweren und die Wartefristen für Ehepartner österreichischer Staatsbürger von derzeit drei bis vier Jahren Aufenthalt auf sieben erhöhen.
Bisher wurde diskutiert, ob Einbürgerung ein Mittel zur Integration ist oder eine Belohnung für deren erfolgreichen Abschluss. Nun sieht die Sache ganz anders aus: Die Regierung will mittels Staatsbürgerschaftsgesetz die Zuwanderung steuern und das Recht auf Familiennachzug sogar für Österreicher beschränken.