Die SPÖ fordert einen stärkeren Ausbau der ganztägigen Betreuungsplätze an den Schulen. Wenn man das Ergebnis der in der Vorwoche präsentierten NÖ Bildungsumfrage auf ganz Österreich umlege, würden sich die Eltern mindestens 180.000 Plätze wünschen, betonten SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer und Bildungssprecher Erwin Niederwieser bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Die in den kommenden Jahren sinkenden Schülerzahlen will die SPÖ für eine Senkung der Klassengrößen und für mehr Begleitlehrer nutzen.

Ganztagsschule

Allein in NÖ gebe es laut Umfrage einen Bedarf von 46.000 ganztägigen Schulplätzen im Pflichtschulbereich, von denen aber 2005/06 nur knapp 6.000 abgedeckt worden seien. Damit würden sich allein in Niederösterreich so viele Eltern zusätzlich einen Platz wünschen wie es in Österreich im abgelaufenen Schuljahr insgesamt gegeben habe, argumentiert die SPÖ. Schluss machen will Niederwieser auch mit der von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlichen Staffelung der Elternbeiträge für die Betreuung. Eine solche müsse wie bei den Bundesschulen österreichweit vorgegeben werden.

Qualität verbessern

Den Rückgang der Schülerzahlen im Pflichtschulbereich in den kommenden Jahren will Gusenbauer wie die Grünen für eine Senkung der Klassengrößen sowie eine Ausweitung der Anzahl der Förder- und Begleitlehrer nutzen. Statt die entsprechenden Lehrer auf die Straße zu setzen, solle man zu bestehenden Kosten die Chance ergreifen, die Qualität an den Schulen auszubauen. Im Zuge der Programme zur Schulrenovierung könne man außerdem ganz pragmatisch die Umwandlung von "Halbtagsschulen" in für die ganztägige Betreuung von Kindern geeignete Schulen betreiben.

"Erpressungeversuche"

Den Finanzausgleich, der die vom Bund bezahlten Lehrer-Posten an die Schülerzahl bindet, lässt Niederwieser nicht als Argument gegen eine Senkung der Klassengrößen gelten. Für die Stellenpläne sei allein das Bildungsministerium verantwortlich. Außerdem sei der Finanzausgleich unter "Erpressungsversuchen" zustande gekommen und mit der Wohnbauförderung junktimiert worden. "Diese Dinge sind Vergangenheit", so Niederwieser. Man dürfe nicht weiter bei den Lehrern einsparen.

Zentralmatura

Für ein "erstrebenswertes Ziel" hält Gusenbauer die in den vergangenen Jahren vor allem von der Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl (S) immer wieder geforderte Zentralmatura mit österreichweit einheitlichen Fragen bei der Reifeprüfung. Diese sei für nationale und internationale Vergleichbarkeit wichtig, könne aber nur Ergebnis einer langjährigen Umstellung sein. Dabei sollten die schriftlichen Fächer österreichweit am selben Tag geprüft werden, während der mündliche Teil wie bisher individuellen Schwerpunkten Rechnung trage, ergänzte Niederwieser. Vorteil: Durch die Vereinheitlichung sei klar, dass egal in welche Schule ein Kind gehe, es in den zentralen Bereichen die entscheidenden Dinge vermittelt bekomme. (APA)