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Foto: Archiv

Ein Mitarbeiter der israelischen Wiesenthal Centers hält ein Foto des Gesuchten in die Kamera.

Der KZ-Arzt Dr. Aribert Heim ist dringend verdächtig, im Jahre 1941 als SS-Lagerarzt des damaligen Konzentrationslagers Mauthausen zahlreiche Häftlinge durch Herz-Injektionen ermordet zu haben. Sein Doktortitel wird ihm von der Medizin-Uni Wien dennoch nicht aberkannt.

Foto: Wiesenthal-Center

Der international gesuchte SS-Arzt Aribert Heim kann seinen in Österreich erworbenen Doktortitel auch weiterhin tragen.

Akademischer Grad bleibt

Die Medizinische Universität Wien stellte fest, dass "nach österreichischem Recht die Aberkennung akademischer Grade – so sie rechtmäßig erworben sind – nicht möglich ist". Das "Simon Wiesenthal Center" in Jerusalem hatte Mitte August Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (V) aufgefordert, Heim den Doktortitel abzuerkennen. "Er steht auf einer Stufe mit Dr. Mengele", schrieb der Leiter des Centers, Efraim Zuroff.

Arzt in Mauthausen

Der 1914 in der österreichischen Kleinstadt Radkersburg geborene Heim war an der damaligen Medizinischen Fakultät der Universität Wien im Jahr 1940 zum "Doktor der gesamten Heilkunde" promoviert worden. Heim wird vorgeworfen 1941 im Konzentrationslager Mauthausen (Oberösterreich) als SS-Arzt zahlreiche Häftlinge grausam ermordet zu haben, viele davon durch Herzinjektionen. "Angesichts der blutigen NS-Vergangenheit des Mannes" sei es unverständlich, dass Heim in Österreich nach wie vor den Doktortitel besitze, so das "Simon Wiesenthal Center".

"Nicht zuständig"

Sowohl das Gesundheitsministerium als auch das Bildungsministerium erklärten gegenüber der APA, in dieser Sache nicht zuständig zu sein und verwiesen auf die Medizinische Universität Wien. Doch auch der sind nach eigenen Angaben als Rechtsnachfolger der vormaligen Medizinischen Fakultät der Universität Wien die Hände gebunden. In einer schriftlichen Stellungnahme erklärte die Universität, dass ihr die Aberkennung akademischer Grade nach geltendem Recht nicht möglich sei, sagte jedoch gleichzeitig "jegliche Unterstützung" zu, "die dazu dienen kann, den Fall Aribert Heim – auch und besonders heute noch – der Öffentlichkeit bewusster oder den jungen Generationen überhaupt erstmals bewusst zu machen".

Noch am Leben

In seiner Ausgabe vom 29. August hatte das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" ausführlich über die andauernde Fahndung nach dem flüchtigen KZ-Arzt berichtet. Nach dem Krieg sei er zunächst nach Deutschland gegangen und habe zuletzt als Frauenarzt in Baden-Baden gearbeitet. Seit 1962 sei er auf der Flucht. Laut "Spiegel"-Recherchen ist anzunehmen, dass Heim noch lebt. Er wäre heute 91 Jahre alt. Laut dem Magazin gibt es bei der Berliner Sparkasse immer noch ein Konto auf seinen Namen – Guthaben: rund eine Million Euro. Wäre Heim tot, so argumentieren die Ermittler, hätten sich seine Erben bereits gemeldet.

Belohnung ausgesetzt

"Die Jagd ist noch nicht vorüber", so Efraim Zuroff gegenüber dem "Spiegel". Erst im Jänner dieses Jahres hatte das "Simon Wiesenthal Center" die "Operation Last Chance" zur Ergreifung der letzten noch unentdeckten Nazi-Verbrecher gestartet. Für Hinweise, die zur Ergreifung von Aribert Heim führen, hat zudem das Landeskriminalamt des deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg eine Belohnung von 130.000 Euro ausgesetzt. (Schluss) fpr/ed