Bald gibt es wieder Venedig-Flair in der Wiener Praterstraße: Der Dogenhof wird renoviert- Die Arbeiten am denkmalgeschützten Bau dürften 750.000 Euro kosten.

Foto: Fischer
Wien - Nach dem Ersten Weltkrieg war er zeitweilig Offiziersquartier, das Kaffeehaus ein Pferdestall. Geplant war er als Hotel, wurde es aber nie: der Dogenhof in der Praterstraße in Wien-Leopoldstadt.

Nun wird die venezianisch angehauchte Fassade samt bröckeliger Ornamente rekonstruiert. 1902 von Architekt Karl Caufal errichtet, diente der Dogenhof von Beginn an als Wohnhaus. Trotz seines Namens ist der Dogenhof nicht dem Dogenpalast in Venedig nachempfunden, sondern eine relativ exakte Kopie der "Ca' d'Oro" am Canale Grande. Die Idee, ein ganzes Gebäude nachbauen zu lassen, rührt aus der Italienbegeisterung des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Diese erhielt neuen Schwung durch den 1895 in unmittelbarer Nähe errichteten Vergnügungspark "Venedig in Wien", bei dem ebenfalls Palazzi nachgebaut wurden.

Erster Themenpark Vor 110 Jahren errichtete der Unternehmer Gabor Steiner gemeinsam mit Architekt Oscar Mamarek auf dem Gelände der heutigen Kaiserwiese eine Nachbildung der Lagunenstadt und damit den weltweit ersten Themenpark.

Hauptattraktion waren die einen Kilometer langen Kanäle, auf denen Gondelfahrten durch das potemkinsche Dorf angeboten wurden. Die Gondeln sowie die Gondoliere waren original italienisch, für die Wassertechnik zeichnete Gustav Bruck verantwortlich, der auch den Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz konstruierte. Daneben brachten betretbare Palazzi, Cafés und Unterhaltungsbühnen venezianisches Flair nach Wien.

Bereits in der ersten Saison zog der Vergnügungspark rund zwei Millionen Besucher an, nicht zuletzt weil Gabor Steiner als einer der ersten in Wien ein "Edisonoskop" aufstellte - einer der ersten Filmapparate. Der Frühgeschichte des Praters ist auch die Ausstellung "Prater Kino Welt" gewidmet, die noch bis 18. September im Pratermuseum zu sehen ist.

Die Begeisterung für "Venedig in Wien" hielt jedoch nicht lange, nach sechs Jahren wurden die Bauten abgetragen. An Steiners Visionen erinnert heute nur noch die "Venediger Au" - unweit des Dogenhofes in der Praterstraße.

Gebaut wie eine Kulisse Der Dogenhof selbst sei wie eine Kulisse gebaut, sagt Bauanalytiker Gerhard Seebach: Man habe einfache Zementgüsse an die Fassade gehängt, die heute vollkommen locker und brüchig seien. "Die Konstruktion ist unter jeglicher Kritik", erklärt Seebach. Hinzu kommen unfachgemäße Renovierungen in den 30er Jahren und der Abbruch der für die Gliederung wichtigen Balkone nach dem 2. Weltkrieg. Der Dogenhof ist einer der ersten Betonbauten Wiens.

Im Zuge der Arbeiten hat sich gezeigt, dass das heute noch existierende Cafe Dogenhof im Erdgeschoß ursprünglich mehr als doppelt so groß war. 1968 wurde das klassische Kaffeehaus jedoch geteilt und die größere Hälfte an Geschäfte vermietet. Zwar liegen die Verzierungen der beinahe 30 Meter langen Räumlichkeiten unter dicken Farbschichten, ihre Vergoldung ist darunter jedoch noch vorhanden. Dieser Bereich wird nun ebenfalls renoviert und soll einen Mieter erhalten, der die Arbeiten sichtbar lässt.

750.000 Euro dürfte die Fassadenrenovierung des denkmalgeschützten Baus nun kosten - doppelt so viel wie ursprünglich geplant. Mitte 2006 will man fertig sein.

Von Caufal sind in Wien nur drei Bauten erhalten. Bauanalytiker Seebach: "Wenn man sich anschaut, was er sich hier technisch geleistet hat, ist es vielleicht auch besser so." (APA, pm, kri, DER STANDARD-Printausgabe, 19.08.2005)

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