Salzburg - Der italienische Komponist Salvatore Sciarrino ist der erste Preisträger des neu geschaffenen "Musikpreises Salzburg" - Internationaler Kompositionspreis des Landes Salzburg. Der Förderungspreis wird an Francesco Filidei, ebenfalls aus Italien, vergeben.

Der Musikpreis ist mit insgesamt 100.000 Euro dotiert: Der Träger des Würdigungspreises erhält 80.000 Euro, 20.000 Euro gehen an Förderungspreis, wie Landeshauptfrau Burgstaller am Donnerstag bekannt gab.

Genius-Loci-Effekt erhofft

Der "Musikpreis Salzburg" wird 2006 erstmals verliehen und soll im Anschluss daran alle drei Jahre vergeben werden. Die Preisverleihung und das Preisträgerkonzert finden am Sonntag, 5. Februar 2006, als Teil des Salzburger Festivals für Neue Musik "Aspekte" in der Großen Universitätsaula statt, kündigte Burgstaller an.

Die Salzburger Landesregierung habe in ihrem Arbeitsübereinkommen die "Schaffung eines bedeutenden international ausgerichteten Kompositionspreises" festgeschrieben und mit der Stiftung dieses Preises ein klares kulturpolitisches Statement abgegeben - und dies ganz bewusst im Hinblick auf das Mozart-Jahr 2006, in dem das Kulturleben in Salzburg vom Genius Loci dominiert sein werde, so die Landeshauptfrau.

Der "Musikpreis Salzburg" sei zwar in erster Linie eine Auszeichnung für eine Künstlerpersönlichkeit, deren Schaffen herausragend ist. Mit seiner Internationalität soll aber auch ein weiteres Anliegen unterstrichen werden: Impuls zu sein für die Öffentlichkeit, insbesondere für Vermittler und Publikum, der Neuen Musik und ihren Protagonisten jenen Stellenwert beizumessen, der ihnen in unserer Gesellschaft gebührt.

Komponisten-Symposion für eine Neo-Moderne

"Wir spüren, dass sich die zeitgenössische Musik im Umbruch befindet und dass es neue Wege des Komponierens geben muss und wird." Das sagte Peter Ruzicka, Intendant der Salzburger Festspiele und selbst Komponist, am Mittwoch: "Keine Frage, in der aktuellen Musikgeschichte gibt es eine Ermüdung und eine Erschöpfung, die Postmoderne nähert sich ihrem Ende, wir brauchen einen Paradigmenwechsel in der neuen Musik."

Theorie

"Die Postmoderne der letzten zwei Jahrzehnte ist nicht linear verlaufen und hat durchaus eine Reihe singulär wichtiger Werke hervorgebracht. Dennoch hat sie keine eigene, identitätsstiftende Sprache entwickelt und ist in einem ziellosen Kreisen stecken geblieben", so Ruzicka: "Die Moderne hat von der Jahrhundertwende bis in die frühen 60er Jahre das musikalische Material immer weiter fortentwickelt und aufgespalten. Die Postmoderne hat sich dann aber damit zufrieden gegeben, dieses Material bloß neu zu kombinieren. Jetzt ist es aber an der Zeit, neue Zusammenhänge herzustellen. Wie das klingen wird, das weiß ich noch nicht".

"Meine Vision von diesem neuen Weg besteht vorerst nur in der Gewissheit, dass wir die alten, eingefahrenen Bahnen verlassen müssen. Dabei gibt es natürlich viele künstlerische Möglichkeiten. Aber als gleichermaßen Handelnde wie Betrachtende sind wir selbst Teil der Versuchsanordnung, daher kann ich noch nicht eindeutig bestimmen, wohin die Reise geht", so Ruzicka.

Erörterungen und Gehversuche

Am Samstag, dem 20. August, und am Sonntag, dem 21. August, jeweils von 10.00 Uhr bis 12.30 Uhr werden Musikwissenschafter und Komponisten versuchen, diesen Paradigmenwechsel in einem Symposion mit dem Titel "Konzepte der zweiten Moderne" zu erörtern.

Harry Lehmann, Claus-Steffen Mahnkopf, Chaya Czernowin und Peter Ruzicka am Samstag, beziehungsweise Thomas Macho, Jörn Peter Hiekel, und Siegfried Mauser am Sonntag werden in diesem Symposion kein Salzburger Manifest formulieren. Dennoch sollen die Tendenzen verbalisiert und exemplarische Werke benannt werden.

"Ich beobachte die zeitgenössische Musik in Europa und an der amerikanischen Ostküste recht genau", so der Intendant. "Zu den Salzburg-Passagen habe ich Kompositionsaufträge genau an jene Komponisten erteilt, in deren Werken ich Tendenzen der Erneuerung spüre", so Ruzicka.

Die Salzburg Passagen beginnen am Donnerstag im republic. Bis zum Sonntag, dem 21. August sind acht Konzerte geplant, in denen der Begriff der zweiten Moderne erfahrbar werden soll. (APA)