Cowboy Junkies
Early 21st Century Blues
Cooking Vinyl/Hoanzl

Dieser Sommer verträgt ein Herbst-Album bereits im August. - Leider? Nicht zwangsläufig, denn den Cowboy Junkies ist mit Early 21st Century Blues genau ein solches gelungen und es ist großartig feinfühlig. In gewohnt ruhiger Weise haben die drei aus Toronto stammenden Timmins-Geschwister für ihre aktuelle CD eher Unbekanntes von durchwegs bekannten Kollegen, wie Bob Dylan, Bruce Springsteen, John Lennon oder Richie Havens neu interpretiert. Abgesehen von dem U2-Klassiker „One“, der in letzter Zeit viele Neuinterpretationen erfuhr, gehören die anderen Tracks angefangen mit Dylans „License to Kill“, über Springsteens „You’re missing“ oder Richie Havens „Handsout in the Rain“ nicht gerade zu den oft gecoverten Songs dieser Musiker. Ganz zu recht zählen die Cowboy Junkies, nicht zu letzt wegen dieser CD, zu den begnadesten Interpreten fremder Musikstücke. Schon auf ihrem ersten Album, The Trinity Session, wurde altes Material neu dargestellt. Darunter auch „Sweet Jane“ von Velvet Underground, die Lou Reed als die beste und authentischste Version dieses Stückes lobte. Mit Early 21st Century Blues bedienten sie sich wieder aus dem großen Spektrum von bereits Vorhandenem. Ungewöhnlich für die Cowboy Junkies ist jedoch das Thema. Die elf Tracks, darunter zwei Eigenkompositionen drehen sich um Krieg, Gewalt, Angst, Habgier, Ignoranz und Verlust. Trotzdem ist es kein depressives Album. Gefühlvoll und sanft und deshalb besonders unter die Haut gehend, wird Gesellschaftskritik geübt. Beinahe andächtig und ohne Theatralik beginnt Michael Timmins die Gitarre zu spielen, fast unauffällig setzt das Schlagzeug ein, bevor die düstere, warme Stimme von Margo ihren Platz bekommt und der Zuhörer Gänsehaut. Von folkig schlicht wie bei George Harrisons „Isn’t it a Pity“, dem Traditional „No More“ in seiner Form als Slowest-Blues zu beschreiben über Melancholisches wie Springsteens „Brothers under the Bridge“ und dem pulsierenden „I don’t want to be a soldier“ von John Lennon – der Herbst ist schon zum Greifen nahe. (ost)