Bild nicht mehr verfügbar.

Demonstration gegen den brutalen Polizeieinsatz in Prag.

Foto: Reuters
Prag - Die tschechische Öffentlichkeit ist, was das Eingreifen der Polizei gegen die Teilnehmer der Techno-Party "CzechTek 2005" in Mlynec an der deutsch-tschechischen Grenze am vergangenen Samstag betrifft, gespalten. Bei dem Einsatz der Exekutive gab es rund 100 Verletzte, knapp die Hälfte davon waren laut offiziellen Angaben Polizisten. Die Techno-Fans weigerten sich nach Darstellung der Sicherheitsbehörden, Grund, auf dem sie sich widerrechtlich aufhielten, zu verlassen.

Umfragen

Laut einer Blitzumfrage des Prager Meinungsforschungsinstituts SC&C für die tschechische Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" (Dienstag-Ausgabe) sind 44 Prozent der Tschechen mit dem Vorgehen der Polizei einverstanden (23 Prozent "bestimmt", 21 Prozent "eher").

Ein ebenso großer Anteil ist damit aber nicht einverstanden (18 Prozent "bestimmt nicht", 26 Prozent "eher nicht"). Aus den Antworten der 501 Befragten geht zudem hervor, dass vor allem Menschen über 50 Jahre das Verhalten der Exekutive billigen, jüngere lehnen es tendenziell eher ab.

Präsident verurteilt Polizeigewalt

Der tschechische Staatspräsident Vaclav Klaus hat den brualen Polizeieinsatz gegen die rund 5.000 Teilnehmer der Techno-Party erneut als "groben Fehler" verurteilt. Man müsse überprüfen, ob in er Kette der Entscheidungen und Weisungen Gesetze übertreten wurden. Klaus bezog sich damit wohl auf die Aussage von Ministerpräsident Jiri Paroubek, wonach von Seiten der Polizei "so schnell wie möglich" vorzugehen sei, falls es zu Gesetzesübertretungen komme.

Havel greift ein

Auf die Seite der Techno-Fans stellte sich unterdessen der Ex-Staatspräsident Vaclav Havel. Am Montag beteiligte er sich an einer Demonstration gegen die Polizeiaktion, bei der in Prag der Rücktritt von Paroubek und von Innenminister Frantisek Bublan gefordert wurde. Der parteilose Innenminister Frantisek Bublan bat ihn darauf, zwischen der sozialdemokratisch geführten Regierung und den Demonstranten zu vermitteln. Seit dem blutigen Vorfall am Samstag nahe der Grenze zu Bayern demonstrieren in Prag täglich Tausende Jugendliche "gegen den Polizeistaat".

"Hang zum Anarchismus"

Paroubek unterbrach am Donnerstag seinen Urlaub in Österreich, besuchte das Festivalgelände und wies Klaus' Aussagen zurück: "Es ist ungeheuerlich, wenn der Präsident nur eine Seite verteidigt." In einem Gastartikel für die tschechische Zeitung "Lidove noviny" fügte er hinzu, der Kern der Teilnehmer an der Techno-Party seien "Leute mit Hang zum Anarchismus" gewesen, die Anrainer mit Lärm und Abfall "terrorisierten".

Gesetz geplant

Ein Ausschuss des Parlaments in Prag soll nun den Polizeieinsatz untersuchen. Unabhängig davon plane Tschechien Gesetze "nach deutschem Vorbild", um "wilde Partys" unterbinden zu können, sagte am Mittwoch ein Regierungsmitarbeiter: "Wir wollen nicht zum Vergnügungspark für Europas gelangweilte Jugend werden." (red/APA)