Genf - Im Osten von Kongo-Kinshasa leidet die Bevölkerung unter unerträglicher Gewalt, kritisierte die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) am Dienstag. Plünderungen, Massaker, Entführungen, Vergewaltigungen und Folter seien die häufigsten Beschäftigungen der Bewaffneten aller Fraktionen. "MSF behandelte innerhalb von zweieinhalb Jahren 3.500 Opfer sexueller Gewalt im Alter von acht Monaten bis 80 Jahren", sagte der Einsatzleiterin der Hilfsorganisation, Marylin McHarg, in Genf anlässlich der Veröffentlichung des Berichts "Nichts Neues in Ituri: Die Gewalt hält unvermindert an".

Heute sehe sich die Organisation gezwungen, ihre humanitäre Hilfe im Umkreis von Bunia, der Hauptstadt der Region Ituri, aus Sicherheitsgründen einzustellen. Direkter Anlass dafür sei die Entführung von zwei Mitarbeitern im Juni. Die Mitarbeiter waren nach zehn Tagen freigelassen worden. Vor einer Wiederaufnahme der Hilfstätigkeit außerhalb von Bunia brauche MSF jedoch Zeit für eine Analyse, sagte McHarg.

Medizinische Versorgung

MSF bemühe sich seit 1998 der Bevölkerung in Ituri, einem Gebiet von der Größe Nieder- und Oberösterreichs gemeinsam, eine medizinische Versorgung anzubieten. Mehrfach hätten die Einsatzteams aus Sicherheitsgründen die Gegend räumen müssen. Die Hilfsorganisation bleibe derzeit weiterhin im Spital von Bunia tätig, sagte McHarg. Die 300 Betten des Spitals reichten jedoch nicht aus für alle Notfälle, die zu behandeln seien.

Die Versorgung von mehr als 100.000 Binnenflüchtlingen in der Region ist MSF zufolge wegen der Gewalttätigkeit nicht mehr möglich. In den drei Vertriebenencamps in der Nähe der militärischen Stellungen der UNO-Mission MONUC herrschten prekäre Lebensbedingungen, schreibt die Hilfsorganisation.

Das fast vollständige Fehlen von Trinkwasser und die Unzulänglichkeit der Latrinen führten zu Epidemien. So erkrankten im vergangenen März und April innerhalb von sieben Wochen 1.633 Menschen an Cholera. Kinder unter fünf Jahren seien durch die Epidemien am stärksten vom Tod bedroht.

Mindestens sieben bewaffnete Gruppen, die zum Teil von den Nachbarländern Ruanda und Uganda mit aufgebaut wurden, kämpfen um die Kontrolle der Region, in deren Boden sich Gold, Diamanten und Cobalt befinden. (APA/sda)