Frankfurt - Wenn mitten im Sommer die Nase läuft und der Hals kratzt, haben sie wieder zugeschlagen: Hanta-, Parvo- und Enteroviren treten gehäuft in den warmen Monaten auf und lösen zu besonders unpassender Jahreszeit fieberhafte Erkältungen aus.

Betroffene sprechen dann von einer Sommergrippe - obwohl diese Bezeichnung streng genommen irreführend ist: Denn in aller Regel handelt es sich lediglich um einen grippalen Infekt und nicht um eine echte Influenza.

Allein von den Enteroviren gibt es 60 verschiedene Typen, wie die Virologin Elisabeth Engelmann von der Berliner Charite erklärt: "Deshalb kann man immer wieder an einer Sommergrippe erkranken." Denn immunisiert sei der Genesene lediglich gegen jenen Typus, der seinen Infekt ausgelöst habe. "Es gibt aber noch etwa 59 andere Typen", erklärt die Expertin.

Schwerere Erkrankungen

Die Enteroviren, die als Coxackie- und Echo-Viren vorkommen, sind aber nicht nur für harmlose Erkältungen verantwortlich. Sie können auch schwerere Erkrankungen wie Hirnhaut-, Hermuskel- und Lungenentzündungen verursachen. "Vor allem bei Menschen mit einer stark geschwächten Abwehr, bei Schwangeren und kleinen Kindern kann es zu einer schweren Erkrankung kommen", sagt Engelmann.

Übertragung

Übertragen werden die Viren unter anderem durch Schmierinfektion, also fäkal-oral. In diesem Fall vermehren sich die Erreger im Darm des Erkrankten. Ansteckungsgefahr lauert vor allem in Badeseen: Gelangt der Erreger mit Fäkalien in das Wasser, können sich andere Badegäste infizieren, wenn sie Wasser verschlucken. Mehrere Wochen nach der Genesung kann ein Infizierter den Erreger noch übertragen.

Auch außerhalb des menschlichen Körpers bleiben die Krankmacher bei einer normalen Umgebungstemperatur eine Weile stabil. "Sie sind sehr umweltresistent", sagt Engelmann. Spielsachen und andere Gegenstände können zu Infektionsquellen werden. Aber auch durch eine Tröpfchen-Infektion kann die "Sommergrippe" übertragen werden.

Risiko

"Ein erhöhtes Risiko besteht vor allem dann, wenn Menschen auf engem Raum dicht gedrängt zusammenkommen, weil dann Tröpfchen beim Husten, Niesen oder Sprechen leichter übertragen werden können", sagt der Virologe Benedikt Weißbrich von der Universität Würzburg. Um andere nicht anzustecken, sollten die Patienten besonders auf Hygiene achten.

Bei geschwächter Abwehr ist ein Körper anfälliger für Krankheitserreger. Risiken, die eine Ansteckung begünstigen, lauern im Sommer überall: zu kalt eingestellte Klimaanlagen, Auskühlung des Körpers durch zu leichte Kleidung oder Zugluft - beispielsweise bei geöffneten Autofenstern - können eine Ansteckung begünstigen, so Weißbrich: "Die Schutzfunktion der Schleimhäute in Mund, Rachen und Nase wird durch Austrocknung eingeschränkt und eine Infektion ist leichter möglich." Vorbeugung ist nur bedingt möglich. Auch wer alle Risiken meidet, kann eine Sommergrippe bekommen.

Behandlung

Einen Impfstoff gibt es nicht. Die Behandlung erfolgt symptomatisch. Es werden also lediglich die Beschwerden wie Kopf- oder Halsschmerzen behandelt. Medikamente zur Bekämpfung der Ursache gibt es keine, auch Antibiotika helfen bei einer viralen Infektion nicht. "Am besten ist es, sich ins Bett zu legen und viel zu trinken", sagt Engelmann. Nach ein paar Tagen ist die Sommergrippe auskuriert. (APA/AP)