Bonn/Darmstadt - Der Verkauf der umfangreichen Kunstsammlung des Bauunternehmers Hans Grothe (75) an das Darmstädter Sammlerpaar Sylvia und Ulrich Ströher ist perfekt. Mit dem nach längeren Verhandlungen am Mittwoch abgeschlossenen "unwiderruflichen Kauf" der Grothe-Kollektion sei nun eine der größte Sammlungen deutscher Nachkriegskunst in einer Hand. Dies teilte das Sammlerpaar mit, das jetzt über rund 1400 Kunstwerke aus mehr als 50 Jahren verfügt. Die von Experten genannte Kaufsumme von 50 Millionen Euro wurde auf Anfrage nicht bestätigt. Grothes Sammlung umfasst ganze Werkgruppen etwa von Georg Baselitz, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Markus Lüpertz oder Anselm Kiefer.

Bonn und Duisburg bleiben Standorte

Das Sammlerpaar trete "in alle vertraglichen Rechte und Pflichten ein, die zwischen dem Sammler Grothe und dem Museum der Stadt Bonn bis 2025 ausgehandelt wurden", hieß es in der Mitteilung. Damit werden die ehemaligen Bilder Grothes bis mindestens 2025 weiter im Kunstmuseum Bonn gezeigt. Auch die mit der Stadt Duisburg getroffene Vereinbarung werde fortgesetzt. In beiden Städten sind Teile der bisherigen Sammlung Grothe ausgestellt, die eine "komplementäre Ergänzung" zu der breit angelegten Sammlung Ströher sei. Diese hat ihren Schwerpunkt beim Informel mit Kunstwerken etwa von K.O. Goetz, Bernard Schultze oder Emil Schumacher.

Durch die Zusammenführung der Sammlungen, die eine der größten Kunsttransaktionen in Deutschland sein dürfte, übernehme man auch "eine besondere Verantwortung gegenüber den Künstlern und gegenüber der interessierten Öffentlichkeit", sagte Ulrich Ströher. Mit den "uns zur Verfügung stehenden Mitteln" solle ein Beitrag zur umfassenden Rezeption der deutschen Nachkriegskunst geleistet werden. Wenn über die Verpflichtungen Grothes gegenüber der Stadt Bonn hinaus "die Möglichkeiten ausgebaut werden können, weitere Bilder und Künstler aus den Sammlungen auszustellen, dann würden wir dieses sehr unterstützen", betonte der Sammler und frühere Eigentümer des Haarpflegemittel-Konzerns Wella.

Anselm-Kiefer-Ausstellungsraum geplant

Der Leiter des Duisburger Museums Küppersmühle, Walter Smerling, sagte, durch die Übernahme sei die Sammlung Grothe mit ihren rund 700 Kunstwerken der 70er und 80er Jahre als Gesamtheit erhalten geblieben: "Ich glaube, wir können über diese Entwicklung sehr erfreut sein." Unabhängig von seinem Sammlungsverkauf werde Grothe in Berlin einen Ausstellungsraum für den Maler Anselm Kiefer einrichten, sagte Smerling. Hierfür dauerten die Planungen aber noch mehrere Monate. Grothe wolle dann aus seinem verbliebenen Besitz etwa 80 Kiefer-Gemälde präsentieren. (APA/dpa)