Potsdam/Wien - Top-Terrorist Osama bin Laden strebt nach der Atombombe und ist nach Geheimdiensterkenntnissen seinem Ziel offenbar schon gefährlich nahe gekommen. "Wir wissen definitiv, dass Al-Kaida schon 1993 versucht hat, an waffenfähiges Uran heranzukommen", sagte ein westlicher Geheimdienstmann dem deutschen Magazin für politische Kultur "Cicero" (August-Ausgabe). Unklar sei aber bisher, wie weit die Bemühungen der Terroristen gediehen seien.

Der Sohn des islamistischen Atomwissenschafters Azim Mahmood sagte dem Magazin laut Vorausmeldung, dass sich sein Vater 2000 und 2001 mehrmals mit Bin Laden in Kabul getroffen habe: "Sie haben definitiv über die Frage, wie Al-Kaida eine Atombombe bauen kann, diskutiert." Bei einem dreitägigen Treffen von Mahmood, zwei weiteren pakistanischen Atomwissenschaftern und hochrangigen Al-Kaida-Leuten habe Bin Laden behauptet, er sei bereits im Besitz von waffenfähigem Uran. Die Quelle des Bombenstoffs sei Usbekistan.

Auch ein pakistanischer Ermittler bestätigte, dass Mahmood drei Tage lang Bin Laden gebrieft habe. Der Atomwissenschafter sei dabei tief ins Detail gegangen und habe "detaillierte Anweisungen gegeben, wie Al-Kaida zumindest eine 'schmutzige Bombe' bauen kann. Eine, die funktioniert." Der Geheimdienstmann sagte dazu: "Wenn Mahmood und dessen Kollegen tatsächlich Bin Laden über einen längeren Zeitraum geholfen haben, dann ist es möglich, dass Al-Kaida weiter gekommen ist, als wir das überhaupt wissen wollen."

Der frühere US-Verteidigungsminister Robert McNamara schrieb in einem "Cicero"-Beitrag: "Das Wissen darum, wie man eine einfache, kanonenartige Atombombe konstruiert, ähnlich derjenigen, die wir auf Hiroshima warfen, ist heutzutage weit verbreitet." Experten ließen wenig Zweifel daran, dass Terroristen solch eine primitive Waffen konstruieren könnten. (APA)