Der Theaterdirektor Jan Ritsema und der Performer Sandy Williams fordern das Publikum mit Pop, Bach und Systemtheorie zum Tanz auf. "Blindspot zeigt, was du nicht siehst, während du zusiehst: deinen Körper, dein stammelndes Nachdenken", sagt Ritsema.

Sein Duett Weak dance, strong questions mit Jonathan Burrows machte vor zwei Jahren international Furore. Nun begibt sich der 60-jährige niederländische Regisseur mit dem jungen PARTS-Absolventen Sandy Williams auf die Suche nach den blinden Flecken jeder Performance. Die tanzenden Denkübungen sind Leonard Cohen und dem Systemtheoretiker Niklas Luhmann gewidmet.

Wilde Jagd

Ritsema ist kein Tänzer, doch er umkreist mit seinen Fragen den Tanz und bringt ihn so seiner eigenen Sprache näher. Zitate aus dem höfischen Ballett, der Club-Kultur und dem Alltag jagen fieberhaft der sich entziehenden Körperlichkeit hinterher und können sie nicht fangen.

"Nur Kommunikation kann kommunizieren; nur Komplexität kann Komplexität reduzieren" - Luhmanns Theorie kann in ihrem Lakonismus durchaus beruhigend sein. Denn jeder noch so verzweifelte Versuch, Tanz und Sprache in eine Ordnung zu bringen, muss scheitern.

Doch genau hier können sich in der Anordnung von Ritsema und Williams unsere Gedanken bewegen und unsere Körper mitreisen - frei nach Leonard Cohen: "And you want to travel with her/ and you want to travel blind/ for she's touched your perfect body with her mind." (haitz/DER STANDARD, Printausgabe, 25.07.2005)