Museumsdiretor Kolja Kramer: "Kunst will sich immer davon absetzen, was die Generation vorher gemacht hat."

derStandard.at / Preisch
Direkt neben dem Burgtheater steht es da: das MOYA. Auf rund 600 m² wird junge Kunst, ausschließlich aus dem 21. Jahrhundert und ausschließlich von Künstlern unter 40 Jahren, ausgestellt. Die Idee dazu hatte der Museumsdirektor Kolja Kramer im November vergangenen Jahres – seit Mai ist das MOYA eröffnet.

Tradition des Salons

"Wir wollen eine Plattform für junge Künstler darstellen" erklärt Kramer. Das Angebot des MOYA reicht, diesem Ziel entsprechend, über das eines "normalen" Museums hinaus. Es gibt zum Beispiel den Mittwochs-Salon, der "in der alten Tradition des Salons funktioniert, allerdings voll übertragen in das Jahr 2005". Diskutiert würden Themenkreise auch jenseits der bildenden Künste und man versuche im Salon immer den Weg zur aktuellen Zeit zu finden, so Kramer.

Außerdem bietet das MOYA auch ein Sommerseminar zum Thema junge Kunst an. Um teilnehmen zu können, muss man keine konkreten Voraussetzungen erfüllen, sondern nur am Thema interessiert sein.

Auswahl der Kunstwerke

"Die erste Auswahl der Kunstwerke, die wir ausstellen, trifft die Kunstszene, indem sie Künstler ans Tageslicht bringt. Dann gibt es Tendenzen, die wir für wichtig erachten" so Kramer. Innerhalb dieser Tendenzen werde dann nach besonders signifikanten Künstlern gesucht. Eine abgeschlossene akademische Ausbildung sei für die Ausstellung der Kunstwerke nicht unbedingt Voraussetzung, die meisten der Künstler hätten aber eine.

Ausbildung der Künstler

Allerdings habe er schon von mehreren Künstlern Kritik an den Entwicklungen der Akademien gehört, erzählt Kramer. "Die Kunstakademien sind oft eher eine Plattform, die jungen Künstlern die Möglichkeit bietet, Gleichgesinnte zu treffen. Sie bieten die notwendige Infrastruktur, um Kunst zu schaffen, sind aber weniger als früher eine technische Ausbildung."

All Jenen, die als Künstler arbeiten wollen, empfiehlt Kramer: "Junge Künstler sollen sich dem Schaffen in voller Ernsthaftigkeit widmen. Man sollte nicht zu leichtfertig sein und die eigenen Arbeiten sehr kritisch betrachten. Nach innen schauen und nach außen schauen – sich orientieren und gebildet halten."

Laufende und kommende Ausstellungen

Bis Ende August kann man im MOYA noch die Ausstellung "Young Art Europe" sehen. Ab September dreht sich dann alles um eine neuen Stil in der Kunst: "New Romantics". Kramer: "Es gibt in der Kunstproduktion Tendenzen zum Rückzug in die inneren Welten, in die Welten der Familie, die Welten des Freundeskreises. Eine Beschränkung auf das direkte Umfeld."

Dieser Rückzug, so vermutet Kolja Kramer, resultiert aus dem Überangebot an Informationen, die man täglich verarbeiten muss. "Kunst will sich immer davon absetzen, was die Generation davor gemacht hat." Statt offensichtlicher Kritik an politischen und gesellschaftlichen Systemen setzen daher viele junge Künstler auf Heimat- oder Familienidylle.