Bild nicht mehr verfügbar.

Rapid, Rapid...

Foto: APA/Loebell
Düdelingen/Luxemburg - Für Luxemburger gibt es im Fußball nur selten etwas zu feiern. Kein Wunder also, dass im kleinen Benelux-Staat in der Vorwoche eine regelrechte Euphorie ausbrach, als F91 Düdelingen gegen NK Zrinjski Mostar sensationell den Aufstieg in die zweite Runde der Champions-League-Qualifikation schaffte und sich damit auf zwei Duelle mit Österreichs Meister Rapid freuen darf.

"Das ist der größte Erfolg für diesen Klub", erklärte Präsident Theo Fellrich, der sich am Mittwoch (Anpfiff 18:00 Uhr/live Premiere) auf ein ausverkauftes Haus im rund 3.800 Sitzplätze fassenden "Stade Jos Nosbaum" (die Karten wurden größtenteils über Kaffeehäuser abgesetzt) freuen darf und vor den Hütteldorfern großen Respekt hat. "Das ist ein großer Klub, und um ehrlich zu sein: Die spielen in einer anderen Liga."

"Denke, dass die Wiener auch ein wenig von der Tradition leben"

Geht es jedoch nach Düdelingen-Kapitän Evariste Kabongo, könnten die Zuschauer am Mittwoch sogar eine Überraschung erleben. "Wir sind uns bewusst, dass Rapid stärker als Mostar ist. Aber ich denke, dass die Wiener auch ein wenig von der Tradition leben, nicht umsonst müssen sie bereits in der zweiten Runden antreten. Ich bin davon überzeugt, dass der Trainer uns wieder optimal einstellen wird und dass wir in der Lage sind, unseren Gegner in Bedrängnis zu bringen", sagte der Kongolese.

Der 36-jährige Abwehrspieler hofft, dass Rapid seine Elf unterschätzt. "Wenn Rapid uns als echte Amateure ansieht und uns deshalb vielleicht nicht so ernst nimmt, dann bin ich überzeugt, dass wir vor heimischer Kulisse zu einer Überraschung in der Lage sind", vermutete Kabongo.

Party-Stimmung nach Erfolg

Selbst wenn die wackeren Halb-Profis von Düdelingen, die in der Meisterschaft im Schnitt vor 600 bis 700 Zuschauern spielen, gegen Rapid wie erwartet scheitern sollten, bleibt immerhin noch die Erinnerung an den glanzvollen 4:0-Triumph nach Verlängerung in Mostar. Unmittelbar nach dem damit verbundenen ersten Aufstieg eines Luxemburger Klubs im wichtigsten Europacup-Bewerb seit 42 Jahren (damals schaltete Jeunesse Esch im Meistercup den finnischen Klub Haka Valkeakoski aus) ertönten in der 17.000-Einwohner-Stadt an der französischen Grenze Jubelgesänge und Hupkonzerte. Die erfolgreiche Mannschaft wurde bei der Rückkehr am Flughafen sogar von 50 Fans empfangen.

In Anbetracht der jungen Vereinsgeschichte - F91 wurde 1991 durch die Fusion von Alliance Düdelingen, Stade Düdelingen und US Düdelingen gegründet - fuhren die offiziell als Amateur-Klub geltenden Luxemburger schon zuvor einige Erfolge ein. Vier Mal (2000,2001,2002,2005) wurde der Meistertitel gewonnen, 2004 kam ein Cupsieg dazu, und auch in der Anfang August beginnenden neuen Saison gilt die Mannschaft des französischen Trainers Michel Leflochmoan als großer Titelfavorit.

Neun Franzosen im Team

Gegen Rapid ist Düdelingen allerdings allein schon was das Budget betrifft (F91 800.000 Euro) großer Außenseiter. In der voraussichtlichen Anfangsformation stehen gleich neun Franzosen, einziger Luxemburger in der Startelf ist der defensive Mittelfeldspieler Sebastien Remy, der als gebürtiger Franzose 2002 eingebürgert wurde und im April 2004 beim 1:4 des Luxemburger Nationalteams in Innsbruck gegen Österreich in der 90. Minute ausgewechselt wurde.

Wichtigste Spieler neben Remy sind der schnelle Stürmer Thomas Gruszczynski, der in Mostar zwei Mal traf, und der 35-jährige Innenverteidiger Olivier Baudry, mit dem Rapid-Stürmer Axel Lawaree ebenso wie mit Düdelingen-Neuerwerbung Luciano Crapa vor einigen Jahren in Belgien gespielt hat. Gegen die Hütteldorfer werden die Semi-Profis, die zum überwiegenden Teil auch noch einem Zivil-Beruf nachgehen, wohl mit einer strikten Defensiv-Taktik mit nur einer Spitze einlaufen.(APA)