Dr.in Barbara Hey, Leiterin der Koordinationsstelle für Geschlechterstudien, Frauenforschung und Frauenförderung, sieht trotz der schwierigen Rahmenbedingungen Chancen für junge Wissenschafterinnen, auf den Universitäten Fuß zu fassen.
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Die Summer School 2005 fand im steirischen Semriach statt, das während der Veranstaltung von starkem Hagelunwetter heimgesucht wurde.
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Dies schien die Jungwissenschafterinnen aber kaum von der intensiven Beschäftigung mit ihrem wissenschaftlichen Leben und einer ebensolchen Zukunft abzuhalten.
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"Wir haben gedacht, die Welt geht unter." Die Wirtin des "Semriacher Hof" schlägt die Hände zusammen und meint damit das Hagelunwetter, das den kleinen steirischen Lufterholungsort am Tag zuvor überfallen hat. Und tatsächlich sehen die rund 20 Bewohnerinnen der typischen 80er-Jahre Ausflugspension ein wenig mitgenommen aus. Ob das vom Unwetter kommt oder der anstrengenden Woche, die hinter ihnen liegt, ist auf den ersten Blick nicht auszumachen.

Der "Semriacher Hof" ist nämlich Schauplatz der "Summer School 2005" der Koordinationsstelle für Geschlechterstudien, Frauenforschung und Frauenförderung der Karl Franzens Universität Graz. Seit mittlerweile fünf Jahren wird an der Grazer Universität an der Verbesserung der Karrierechancen für Frauen an den Universitäten gearbeitet, da werden honorige Professoren in Gendermainstreaming gebrieft und junge Akademikerinnen mit Soft- und Hardskills für den universitären Aufstieg gecoacht.

Per Zufall und von Mann zu Mann

Barbara Hey, Leiterin der "Frauenkoordinationsstelle" sieht vor allem in der Art, wie bzw. wie JungakademikerInnen "eigentlich nicht" an den Universitäten gefördert werden, einen Grund für die ungleichen Chancen für Frauen in der Wissenschaft. "Wenn, dann passiert das in einer ganz speziellen Art, meist per Zufall und von Person zu Person. Da die Universität ganz massiv von Männern dominiert wird, wirkt sich das direkt auf die Frauen aus." Männer kämen auch ganz einfach nicht so leicht auf die Idee, Frauen zu fördern. Das sei gar keine Böswilligkeit, sondern viel eher die Auswirkungen der Stereotypen vom "klassischen Professor". Außerdem stünden da auch noch alle möglichen genderspezifischen Zuschreibungen und Erwartungen im Weg.

Um dies auszugleichen, hat die Universität Graz einen Lehrgang mit 10 Seminaren konzipiert, der die wichtigsten Informationen für angehende Wissenschafterinnen vermitteln soll. "Wir stellen uns die Fragen, die sich erfolgreiche WissenschafterInnen stellen: Wie komme ich zu Fördermitteln? Wo publiziere ich?" Alles Fragen, die in der universitären Ausbildung mehr oder minder ausgeblendet würden. Im Rahmen der "Summer School" würden diese Informationen dann innerhalb von 11 arbeitsintensiven Tagen einem internationalen Publikum zur Verfügung gestellt.

Falsche Hoffnungen?

Würden da - angesichts der angespannten Lage an den Universitäten - nicht falsche Hoffnungen auf den niemals zu erreichenden Traumjob gehegt? Barbara Hey sieht das ganz anders. "Die Frauen schätzen die Chancen, Projekte bewilligt zu bekommen, weitaus schlechter ein, als sie tatsächlich sind." Und auch hier gelte es, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Ilse Wieser, ebenfalls Mitarbeiterin der Koordinationsstelle und Mitbetreuerin der "Summer School" sieht das ganz ähnlich. Der so genannte "Plan B", der ebenfalls integraler Bestandteil der Arbeit mit den Jungakademikerinnen sei, sei in den letzten Jahren immer zentraler und auch enttabuisierter geworden.

Sonja Hnilica, Architektin an der TU Wien, will den Unsicherheiten verstärktes Engagement und Anstrengung entgegensetzen. "Mit der neuen Unigesetzgebung ist eine Langzeitperspektive unmöglich. Ich bin hier, um Strategien zu entwickeln. Um einen Weg zu finden, wie ich an der Uni überleben kann." Für Nicole Strohmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, ist es ganz klar, dass sie in der Wissenschaft bleiben will. Ihr stark inhaltlich ausgerichtetes Interesse an der "Summer School" hat sich ganz schnell ins Private gewandelt. "Wie kann ich meine privaten Interessen auch noch in meinem übervollen Arbeitstag integrieren? Mir ist sehr schnell bewusst geworden, dass ich mich in der Arbeit mehr zurück nehmen muss, um mehr Zeit für mich selbst zu haben. Erst wenn diese Balance gegeben ist, kann man effektiv arbeiten."

(e_mu)