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Lance Armstrong

Foto:Reuters/Rellandini
Wenn Lance Armstrong am Sonntag auf den Pariser Champs-Elysées zum siebenten Mal in Folge das Siegespodest der Tour de France erklimmt - nur noch ein Unglücksfall kann das verhindern - ist eine Karriere beendet, die schon das Prädikat märchenhaft verdient. Kann so einer einfach in die Pension verschwinden? "Kann er natürlich nicht", sagt Freund Eddy Merckx, der Einzige, der Armstrong das Prädikat "bester Radsportler aller Zeiten" streitig machen könnte, wenn er das nur wollte.

Armstrong, am 18. September 1971 im texanischen Städtchen Plano geboren, hat schließlich nicht nur ein Jahrzehnt des Profiradsports geprägt. Durch die Geschichte vom Weltmeister von 1993, der in zweijährigem Kampf am Rande des Todes eine Krebserkrankung überwand und seinen malträtierten Körper danach zur leistungsfähigsten Maschine einer der brutalsten Ausdauersportarten formte, ist er nicht nur im Sport überlebensgroß geworden.

Seine Biografien ("Tour des Lebens", "Jede Sekunde zählt") sind längst geschrieben, die Kinder (der achtjährige Luke, die dreijährigen Zwillingstöchter Isabelle und Grace) sind gezeugt, seine Häuser, wenn auch nicht selbst gebaut, stehen in Austin und im spanischen Gerona, und Bäume hat er auch schon gepflanzt. Jetzt geht es nur noch um die Zeit, die er sich in den letzten Jahren nicht zu geben wagte, sich nicht geben konnte - für die Kinder, für seine Lebensgefährtin, die Sängerin und Grammy-Preisträgerin Sheryl Crow, für Hobbys. "Ich will mich beim Surfen verbessern", ist einer der bescheideneren Zukunftswünsche. Heiratspläne gibt es angeblich nicht, obwohl Crow, zehn Jahre älter als Armstrong, "sesshaft werden möchte". An der Seite dieses Mannes könnte das relativ schwer werden.

Zeit nehmen muss sich Armstrong nämlich auch für Discovery Channel, den Sponsor seines letzten Teams, dem er noch ein Jahr vertraglich verpflichtet ist. Man wird Filme drehen, vielleicht sogar bei der nächsten Dakar-Rallye. Ein Angebot, in einem Rallye-Auto durch die Sahara zu rasen, liegt dem passionierten Motorradfahrer schon vor.

Mit Sicherheit wird sich Armstrong weiter der Unterstützung von Krebsopfern bzw. der Krebsforschung widmen. Über die Lance Arm-strong Foundation wurden allein in den USA 50 Millionen gelber Plastikarmbänder mit dem Motto "Livestrong" zu je einem Dollar verkauft, wurde so nebenbei eine Mode kreiert.

Prominentester Träger war George W. Bush, nach Bill Clinton der zweite US-Präsident, den Armstrong persönlich kennen gelernt hat. Bush nennt er einen "Freund", was unabhängig von seiner politischen Einstellung ("links der Mitte") locker ausreicht, um in Armstrong schon den nächsten texanischen Gouverneur zu sehen. (Sigi Lützow, DER STANDARD Printausgabe 23./24.07.2005)