Sofia - Eine so gut wie unmöblierte Zweizimmerwohnung in einem Hinterhof im Zentrum der bulgarischen Hauptstadt Sofia - Das ist die "Parteizentrale" der ultranationalistischen Partei "Ataka" (Attacke), die bei der Wahl Ende Juni mit über acht Prozent ins Parlament eingezogen ist. Die für Sofioter Verhältnisse nicht unübliche baufällige Wohnung in der "Buleward Wasil Lewski"-Straße Nummer 90 ist gerade mal mit einigen Stühlen und zwei Schreibtischen ausgerüstet, doch es herrscht reges, chaotisches Treiben in den Räumen.

Als die APA das Parteibüro aufsucht, sind dort etwa zehn schwarz gekleidete, groß gewachsene Männer und eine junge Sekretärin sowie ein Handwerker anwesend. Welche Funktion die Männer hatten, war nicht klar ersichtlich. Einige von ihnen unterhalten sich, andere rauchen in einer Ecke oder telefonieren. Es sollen nach Medienberichten viele der Ataka-Mitglieder jedenfalls ehemalige Mitarbeiter des Innenministeriums sein, darunter auch Polizisten und andere Sicherheitskräfte.

Was diese Männer miteinander verbindet und wie sie zusammengefunden haben, mag im Verborgenen bleiben. Das Erscheinen der nationalistischen Partei und das beachtliche Ergebnis von über acht Prozent bei der Parlamentswahl hat jedenfalls überrascht. Der 49-jährige Journalist Wolen Siderow war erst zwei Monate vor der Wahl mit seiner "Koalition Ataka" an die Öffentlichkeit getreten und hatte wie aus dem Nichts mit ultranationalistischen Parolen eine Menge Leute angesprochen.

Auch die Beschimpfungen, mit denen Siderow seine künftigen Kollegen bei der Eröffnung des neuen Parlaments begrüßte, scheinen beim Volk gut angekommen zu sein. Nach jüngsten Meinungsumfragen unterstützen mittlerweile bis zu 30 Prozent die Ataka. Siderow hatte die Parlamentarier "Fettklöße und eine Horde grunzender Schweine" genannt.

Gerade während eines APA-Gesprächs mit Siderow bekommt die Partei neuen Zulauf. Ein potenzieller Rekrut wird am Telefon mit den Worten "Wir suchen Leute wie dich" zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. (APA)