San Patrignano/Wien - Das kluge Pferd beugt vor. Rechtzeitig vor großen Championaten pflegen die Rösser, die aus Fehlern der Vergangenheit gelernt haben, den Tierarzt zu konsultieren - die heute in San Patrignano, Italien, anhebende EM der Springreiter ist da keine Ausnahme. Der Holsteiner-Wallach Cartier PSG fühlte sich gestern beim "Vet-Check" denn auch bestätigt, er wurde als "hinten lahm" angesehen. Nun muss der Österreicher Rob Raskin um seine EM-Teilnahme bangen, heute Vormittag fällt beim "Re-Check" die Entscheidung.

Für Österreichs Equipe wäre Raskins Ausfall noch kein Beinbruch, schließlich geht die kluge Springreit-Referentin auf Nummer sicher. So reiste Gabi Morbitzer mit fünf Reitern (und Rössern) an, obwohl nur ein Quartett zur Bildung einer Mannschaft benötigt wird. Morbitzer: "Wenn Cartier PSG nicht topfit ist, reitet Rob nicht. Aber wir haben einen guten Tierarzt mit, der alles versuchen wird."

Fällt Raskin aus, so wird die Mannschaft von Gerfried Puck, Wolfgang Ötschmaier, Mario Bichler und Jürgen Krackow gebildet. Vor allem Puck ist auch solo etwas zuzutrauen, er selbst traut sich einen Top-10-Platz zu, immerhin siegte er heuer in Madrid und Arezzo. Der 32-jährige Kärntner ist jenen Weg gegangen, den Hugo Simon und Thomas Frühmann ihren Landsleuten stets nahe gelegt hatten, und ins Ausland übersiedelt. Puck lebt und trainiert bei seinem Bruder in den Niederlanden.

78 Reiter aus 21 Nationen haben für die EM genannt, mit 13 Equipen ist im Nationenpreis zu rechnen. Die EM-Prüfungen sind auf Donnerstag, Samstag und Sonntag verteilt, am Samstag fällt die Team-Entscheidung. Favorisiert werden Deutschland, Frankreich, die Schweiz und Großbritannien. Die Briten haben mit den Brüdern Michael und John sowie beider Nichte Ellen gleich drei Whitakers im Aufgebot, die Schweizer hoffen vor allem auf Markus Fuchs und Steve Guerdat.

Aus dem deutschen Aufgebot ragen Titelverteidiger Christian Ahlmann und Weltcupsiegerin Meredith Michaels-Beerbaum heraus. Merediths Schwager Ludger Beerbaum ist erstmals seit 1989 nicht mit von der Partie, seine Spitzenpferde Gladdys und Goldfever sind rekonvaleszent. Und klug genug, von vornherein um die EM einen Bogen zu machen. (DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 21. Juli 2005, Fritz Neumann)