Pristina - Wenige Stunden vor dem Besuch des
EU-Außenbeauftragten Javier Solana im Kosovo haben in der
Provinzhauptstadt Pristina Sicherheitskräfte vor einem Polizeirevier
einen Sprengsatz entschärft. Die Polizei habe am späten Dienstagabend
einen Warnanruf erhalten und daraufhin die Straße vor dem
Kommissariat abgesperrt, teilte die kosovarische Polizei am Mittwoch
mit. An der Beseitigung des Sprengsatzes waren auch Soldaten der
internationalen Kosovo-Friedenstruppe KFOR beteiligt. Einzelheiten
über Art und Stärke des Sprengsatzes lagen zunächst nicht vor.
"Zusammenarbeit mit dem Tribunal"
Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana hat am
Mittwoch erneut auf die notwendige Erfüllung aller
Verpflichtungen Belgrads gegenüber dem Haager
UNO-Kriegsverbrechertribunal hingewiesen. "Wir erwarten auch diesen
letzten Schritt in der Zusammenarbeit mit dem Tribunal", hob Solana
nach einem Gespräch mit dem Bundespräsidenten Serbien-Montenegros,
Svetozar Marovic, im Hinblick auf die beiden meist gesuchten
mutmaßlichen Kriegsverbrecher, Radovan Karadzic und Ratko Mladic,
hervor. Solana bekundete zudem seine Erwartung,
dass die bevorstehenden Verhandlungen Serbien-Montenegros über ein
Stabilisierungs- und Assoziationsabkommen mit der Europäischen Union
"sehr schnell" beendet sein würde.
Verschiebung des Referendum
Die von den serbischen Behörden offenbar angestrebte Verschiebung
des Referendums, bei dem sich die Bürger Montenegros Anfang nächsten
Jahres über die Auflösung des Staatenbundes äußern sollen, ist laut
Solana kein Gesprächsthema gewesen. Der Kernpunkt der Gespräche sei
die Beschleunigung von Verhandlungen über Stabilität und Assoziation
gewesen. Auch müssten sie von allen Seiten professionell geführt
werden, meinte Solana.
Weitere Treffen
Der EU-Außenpolitikbeauftragte ist in Belgrad auch mit dem
Außenminister des Staatenbundes, Vuk Draskovic, sowie mit dem
montenegrinischen Ministerpräsidenten Milo Djukanovic
zusammengetroffen. Am Nachmittag stehen in der kosovarischen
Hauptstadt Pristina Gespräche mit dem Kosovo-Präsidenten Ibrahim
Rugova, Ministerpräsident Bajram Kosumi, Vertretern der albanischen
Opposition und der serbischen Volksgruppe sowie dem UNMIK-Leiter,
Sören Jessen-Petersen, auf dem Programm. Laut den Berichten
albanischer Printmedien soll Jessen-Petersen im Lauf des Tages die
Aufnahme des Dezentralisierungsprojektes in der Provinz genehmigen.
Von den Pilotprojekten werden zuerst fünf Kommunen, darunter auch die
Serben-Enklave Gracanica, erfasst. (APA/dpa)