Wien - Bis Ende August gibt die ÖIAG ihre noch verbliebenen Anteile an der Voest vollständig ab. Dann wird der bisherige staatliche Einfluss bei Österreichs größtem Stahlerzeuger endgültig Geschichte sein. Heute, Mittwoch, hat die ÖIAG ihre Umtauschanleihe auf Voest-Aktien, die inzwischen zu mehr als 85 Prozent getilgt ist, fällig gestellt - gut ein Jahr vor dem Ende der Laufzeit. Die Restprivatisierung der voestalpine geht damit ins Finale.

Nachdem die ausschließlich institutionellen Auslandsinvestoren der Anleihe seit dem Frühjahr 2005 laufend in Voest-Aktien gewandelt haben, hält die ÖIAG eigenen Angaben zufolge nur noch knapp mehr als 2 Prozent an dem oberösterreichischen Großkonzern.

Mit dem 245,2 Mio. Euro schweren Bond hatte sie im Herbst 2003 ihren Restanteil von 15 Prozent verpfändet. Weil diese Schwelle unterschritten ist, kann die Staatsholding die Anleihe gemäß den Emissionsbedingungen nun über ein so genanntes "Clean-up" vorzeitig tilgen. Mit dem gestrigen Tag hat der ausstehende Nennbetrag laut ÖIAG 29,65 Mio. Euro betragen.

Eintausch bis 19. August

Die Frist für den Eintausch der restlichen Bond-Zertifikate in Voest-Aktien läuft bis 19. August. In einer Finanzanzeige wurde das in den heutigen Ausgaben der "Wiener Zeitung" und der "Financial Times" publik gemacht. Alle ausstehenden Schuldverschreibungen, die bis dahin nicht gewandelt wurden, zahlt die ÖIAG am 25. August zum Nennbetrag zuzüglich der aufgelaufenen Zinsen in bar zurück. "Restbestände an Voest-Aktien werden dann über die Börse verkauft", sagte ÖIAG-Sprecherin Anita Bauer zur APA.

Angesichts des "attraktiven" Kursniveaus der Voest-Aktien rechnet die ÖIAG aber damit, dass sämtliche Investoren bis 19. August von ihrem Umtauschrecht Gebrauch machen. Der Umtauschpreis für die dreijährige Anleihe war wie berichtet mit 41,275 Euro fixiert worden. Mittwochvormittag lag der Voest-Börsekurs mit rund 60 Euro um knapp 46 Prozent darüber. Den Bond-Investoren winkt ein gutes Geschäft.

Nach dem Ausscheiden der ÖIAG sind künftig gut 47 Prozent, also knapp die Hälfte der voestalpine-Anteile in österreichischen Händen - 37 Prozent bei Institutionellen und privaten Kleinanlegern sowie 10,3 Prozent bei den Mitarbeitern. Die restlichen rund 53 Prozent werden von ausländischen Investoren (insbesondere aus den USA, Großbritannien und Deutschland) gehalten. Haupteigentümer der Voest sind die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (RLB OÖ) mit 16,4 Prozent, die Voest-Mitarbeiter mit 10,3 Prozent und die Oberbank mit über 5 Prozent.

Zehnjährige Privatisierung

Aus der Vollprivatisierung der Voest hat die ÖIAG insgesamt mehr als 708 Mio. Euro erlöst. Die Börse bewertet das Unternehmen, das 2004/05 mit einem Rekordergebnis glänzte, heute mit rund 2,4 Mrd. Euro. Der zehnjährige Privatisierungsprozess erfolgte in mehreren Schritten, beginnend mit dem Börsegang (IPO) 1995. Die Umtauschanleihe vom September 2003, mit der die ÖIAG den endgültigen Ausstieg in die Wege geleitet hat, war mit dem Börsenverkauf eines 19,7 Prozent-Anteils kombiniert.

Vom Privatisierungsauftrag der Bundesregierung hat die ÖIAG mit Ausnahme der Post (100 Prozent) und der Telekom (25,2 Prozent ohne 5 Prozent-Umtauschanleihe) nun mittlerweile fast alles abgearbeitet. Zuletzt war der knapp 15-prozentige Restanteil an der VA Tech für 146,3 Mio. Euro an Siemens verkauft worden.

Die Post soll nach dem ersten Quartal 2006 teilprivatisiert und an die Börse gebracht werden, bei der Telekom sind weitere Privatisierungsschritte vorerst auf Eis gelegt. An der OMV ist die Staatsholding mit 31,5 Prozent beteiligt, an der AUA mit 39,7 Prozent. Für diese Unternehmen gibt es in dieser Legislaturperiode keinen Privatisierungsauftrag. (APA)