Bild nicht mehr verfügbar.

George W. Bush mit Karl Rove

Foto: Reuters/Heasley
"Wenn jemand ein Verbrechen begangen hat, wird er nicht mehr länger in meiner Regierung arbeiten", meinte der Präsident und wollte dabei doch der ausdrücklichen Frage ausweichen, ob er jemanden auch dann feuern würde, der an der Enttarnung der CIA-Agentin Valerie Plame beteiligt gewesen sei - selbst wenn ein krimineller Tatbestand nicht eigentlich gegeben sei.

"Ich will alle Fakten wissen", sagte George W. Bush dieser Tage und legte die Schlinge um seinen Vertrauten Karl Rove nur noch enger. Längst hat die sonst so ziemliche Pressemeute im Weißen Haus Blut geleckt. "Was ist sein Problem?", wollte die Doyenne des White House Press Corps, Helen Thomas, von Bushs Sprecher Scott McClellan wissen und meinte damit den Präsidenten, der sich so windet und zugleich resolut erscheinen will: "Zwei Jahre geht das jetzt und er kann Rove nicht einfach zu sich rufen und fragen, was zum Teufel sich hier abspielt? Warum ist es so schwierig, die Fakten herauszufinden?"

"Laufende" Ermittlung

Aber das Weiße Haus weigert sich beharrlich, Fragen über eine Ermittlung zu beantworten, die - wie es natürlich immer heißt - "laufend" ist. Tatsächlich ist möglich, dass Karl Rove, offiziell nur Vizestabschef im Weißen Haus, tatsächlich aber wohl Bushs einflussreichster Berater, der im Mittelpunkt all dieser Kontroversen steht, von der von Sonderermittler Patrick Fitzgerald eingesetzten "grand jury" nicht unter Anklage gestellt wird.

Rove erfüllte unter Umständen nicht die rechtlichen Kriterien eines Hochverrats, als er dem Time-Reporter Matt Cooper in einem "double super secret background"-Gespräch die Identität, wenn schon nicht den Namen, der CIA-Agentin Valerie Plame preisgab: Er habe sie doch bloß als "Wilsons Frau" bezeichnet, die Gattin des früheren US-Botschafters Joe Wilson, der im Auftrag der Regierung nach Niger fuhr und dem angeblichen Kauf von Uran durch das Regime von Saddam Hussein nachgehen sollte; an dem Geschäft, das Bagdads Streben nach der Atombombe belegen sollte, war nichts, und als ein zorniger Wilson damit auch in die Medien ging, schlug das Weiße Haus zurück.

Die Frage, warum ein Sonderermittler nahezu zwei Jahre benötigt, um ein "Leck" im Weißen Haus festzustellen, bewegt Zeitungen und Fernsehen in den USA:

Spekuliert wird über die Größe der Kreise, die der als äußerst gründlich bekannte Fitzgerald bei seinen Ermittlungen ziehen könnte. Vergleiche mit Watergate und den Vertuschungsversuchen der damaligen Regierung häufen sich. Noch dazu, wo nun Gerüchte über ein angeblich im Mai 2003 verfasstes streng geheimes Memorandum des Außenministeriums auftauchen, in dem der Name und die Tätigkeit von Valerie Plame als geheime CIA-Agentin und ihre angebliche Rolle in der Planung von Wilsons Reise nach Niger beschrieben wird. Dieses Memo soll am 7. Juli 2003, also am Tag nach Erscheinen von Wilsons Artikel in der New York Times, an Bord der "Air Force One" kursiert sein.

Beobachter der langjährigen Freundschaft zwischen Karl Rove und dem amtierenden Präsidenten sind fest davon überzeugt, dass Bush dem erst vor Kurzem zum Vizestabschef beförderten Texaner bis zur letzten Minute die Stange halten wird. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.7.2005)