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Das traditionsreiche Pariser Kaufhaus "La Samaritaine" bleibt wegen umfangreicher Bauarbeiten zur Beseitigung von Sicherheitsmängeln sechs Jahre lang vollständig geschlossen. Diese Entscheidung des Managements wurde am Dienstag bekannt gegeben.

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Bereits Mitte Juni war "La Samar", wie die Pariser den Einkaufstempel an der Seine liebevoll nennen, auf unbestimmte Zeit dicht gemacht worden. Die Behörden hatten festgestellt, dass in dem zehnstöckigen Art-Déco-Bau praktisch kein Brandschutz existiert. Bei einem Feuer würde der Bau innerhalb von 15 Minuten lichterloh brennen, hieß es.

Foto: AP/de la Mauviniere

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Die zuletzt rund 1.450 Mitarbeiter protestierten gegen die Schließung und forderten, den Verkauf während der Renovierungsarbeiten aufrecht zu erhalten. Die Erneuerung hätte dann allerdings mehr als zehn Jahre benötigt, betonte das Management des Kaufhauses, das seit 2001 zum Luxuskonzern LVMH gehört.

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Gründer des Kaufhauses war Théodore-Ernest Cognacq (1832-1928). Er musste mit zwölf die Schule verlassen, weil der Tod seines Vaters seine Familie vor beträchtliche finanzielle Probleme stellte. Cognacq pendelte zunächst als fahrender Händler zwischen La Rochelle und Bordeaux, später ließ er sich in Paris nieder und verkaufte seine Waren an einem Stand auf dem Pont Neuf. Als er genug Geld beisammen hatte, um sich ein kleines Geschäft zu mieten, benannte er dieses nach der Figur, die eine Wasserpumpe am Pont Neuf zierte: Samarie, die Samariterin.

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1905 eröffnete er schließlich unter dem selben Namen gemeinsam mit seiner Gattin Marie-Louise Jay ein riesiges Kaufhaus am rechten Seine-Ufer. Das Ehepaar Cognacq wartete außerdem mit einigen Novitäten im Pariser Handel auf: Die Preise waren fix und stets angeschrieben, außerdem gab es erstmals die Möglichkeit, Kleidungsstücke anzuprobieren.
1882 beliefen sich die Umsätze auf sechs Millionen Francs, 1895 waren sie schon auf 40 Millionen hochgeschnellt. 1925, drei Jahre vor Cognacqs Tod, wurde erstmals die Umsatz-Milliarde erreicht.

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Bis heute ist "La Samaritaine" an Größe und Tradition nur mit wenigen Kaufhäusern in Europa vergleichbar, am ehesten wohl mit dem "Kaufhaus des Westens" (KaDeWe, Bild) in Berlin sowie mit…

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…"Harrod's" in London.

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Am letzten offenen Tag vor der Schließung, dem 15. Juni, waren viele Kunden noch einmal in das riesige Kaufhaus gekommen. Aus Sentimentalität - und wegen der Aussichtsterrasse, die in vielen Paris-Reiseführern als Geheimtipp empfohlen wird.
Manche Bedienstete verließen ihren Arbeitsplatz anschließend unter Tränen. "Ich glaube, der Laden macht nie wieder auf", sagte eine Angestellte. Auch Kunden reagierten erschüttert. "Schon als Kind habe ich mir zu Weihnachten die Nase an den Schaufenstern plattgedrückt", bemerkte eine Kundin. "Das ist mehr als ein Laden, das ist eine Institution." (red)

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