München - Im Schmiergeld-Skandal beim deutschen Halbleiter-Hersteller Infineon hat sich der Korruptionsverdacht gegen den inzwischen zurückgetretenen Vorstand Andreas von Zitzewitz nach einer Durchsuchungsaktion erhärtet.

"Nach vorsichtiger Bewertung der bisherigen Ermittlungsergebnisse hat sich der Verdacht der Zahlungen bestätigt", erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld am Montag in München. Zitzewitz soll im Zusammenhang mit Motorsport-Sponsoring nach Angaben der Behörde Schmiergeldzahlungen von 259.000 Euro erhalten haben.

Schadenersatz

Infineon prüft nun, ob Schadenersatz gefordert werden kann. Der Konzern sei von den Durchsuchungen der Münchner Staatsanwaltschaft und dem Rücktritt von Zitzewitz' überrascht worden, sagte Infineon-Sprecher Günter Gaugler. Im Augenblick werde das Motorsport-Sponsoring unter die Lupe genommen. Wenn dem Unternehmen Schaden zugefügt wurde, würde Schadenersatz gefordert.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Zitzewitz und zwei weitere Verdächtigte. Zitzewitz soll das Schmiergeld von der Schweizer Firma BF Consulting für den Abschluss eines Agenturrahmenvertrags für Motorsport-Sponsoring erhalten haben. Der frühere Chef der Infineon-Speichersparte, Harald Eggers, soll 50.000 Euro bekommen haben.

Hausdurchsuchung

Der Aufsichtsrat des Chipherstellers hat die Führung der wichtigen Sparte Computerspeicher bis auf weiteres Vorstandschef Wolfgang Ziebart übertragen. Der Staatsanwalt bestätigte, dass auch das Haus des ehemaligen Infineon-Chefs Ulrich Schumacher durchsucht wurde.

Schumacher ist aber nicht verdächtig, sondern Zeuge. Er habe nicht vernommen werden können, da er sich im Urlaub befinde. (AFP, AP, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.07.2005)