Die Familie, also Gattin Michaela, Tochter Emma und Sohn Maximilian, hätte den 34-Jährigen überall abgeholt. Selbst wenn er am Samstag nicht die 14. Etappe gewonnen hätte, am 16. Juli, den Profikollege Bernhard Eisel am liebsten zum österreichischen Nationalfeiertag des Sports ausrufen würde. Totschnig bleibt im Tross, weil Peter Wrolich, der sich schließlich auch tapfer über die Berge gekämpft hat, sonst keinen Zimmerkollegen mehr hätte und weil sein deutsches Team Gerolsteiner in den letzten Tagen den Top-Ten-Platz von Levi Leipheimer in der Gesamtwertung verteidigen will.
"Ich fahre jetzt auf einer Welle des Glücks", sagte Totschnig am gestrigen zweiten Ruhetag der Tour in Pau. Den am Sonntag auf der zweiten schweren Pyrenäen-Etappe verlorenen 36 Minuten trauerte er nicht nach. "Die Kraft war nach meinem Etappensieg nicht mehr da. Vielleicht hätte ich den Rückstand mit Gewalt auf zehn Minuten begrenzen können, aber dann wäre ich für den Rest der Saison völlig kaputt gewesen."
Dieser Rest hält für ihn und das Team Gerolsteiner noch einen Höhepunkt parat. Die Deutschland-Tour vom 15. bis 23. August ist für den Sponsor ungemein wichtig, die Königsetappe endet in Tirol, was wiederum für den Tiroler Totschnig wichtig ist. Am Donnerstag, dem 18. August, geht es über 175 Kilometer von Kufstein nach Sölden mit der Bergankunft am Rettenbachferner in 2670 Meter Höhe.
Totschnig hat sich die Strecke schon angeschaut, anlässlich einer Aufführung von "Hannibal - Verlauf einer Alpenüberquerung" im April. Da haben mehr als 500 Darsteller auf dem Gletscher über Sölden, etliche Kilometer vom vermutlichen Originalschauplatz entfernt, den legendären Alpenzug des karthagischen Feldherrn nachgestellt. 24 Pistenraupen gaben die Elefanten. Damals mit dem Taxi unterwegs, wird Totschnig den Schlussanstieg nach der Tour sowie die Kriterien in Graz, Wels, Mayrhofen, Wien, Gmünd und Innsbruck noch mit dem Rennrad abfahren.