Faryadi Zardad organisierte zwischen 1991 und 1996 Geiselnahmen und Folterungen
Redaktion
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London - Ein ehemaliger afghanischer Kriegsherr ist in
London wegen einer jahrelangen Schreckensherrschaft in seiner Heimat
zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Im Strafgericht Old Bailey hieß
es am Dienstag bei der Verkündung des Strafmaßes, mit seinen
Verbrechen habe sich Faryadi Zardad gegen die "grundlegenden Rechte
der Menschlichkeit versündigt".
Das Gericht sah es in einem Wiederaufnahmeverfahren gegen den
42-jährigen als erwiesen an, dass dieser zwischen 1991 und 1996 an
Kontrollpunkten zwischen Kabul und Jalalabad zahlreiche Menschen als
Geiseln hat nehmen und foltern lassen.
Zardad, der vor seiner Festnahme zuletzt in London wohnte, wies
die Vorwürfe zurück. Nach dem Urteil hob er die Faust und rief "Gott
ist groß". Zardad war in Großbritannien von einem Korrespondenten des
Rundfunksenders BBC aufgespürt worden, nachdem er 1998 mit einem
falschen Pass ins Land gekommen war und Asyl beantragt hatte.
Ermittler waren dann mehrfach nach Afghanistan gereist, um die Opfer
des Angeklagten ausfindig zu machen. Deren Aussagen wurden teils über
Videokonferenz von der britischen Botschaft in Kabul aus nach London
übertragen.
Noch vor einem Jahr war das Gericht im selben Fall nicht zu einem
Urteil gelangt. Nach den Angaben bestand das Problem darin
aufzuzeigen, dass Zardad für die Taten verantwortlich ist, auch wenn
sie nicht von ihm persönlich, sondern von seinen Männern an den
Kontrollpunkten begangen wurden. Am Tag der Strafmaßverkündung war
der afghanische Präsident Hamid Karzai zu Besuch in Großbritannien. (APA/dpa)
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