Militante Palästinenser setzen ihre Angriffe auf jüdische Siedlungen fort, radikale jüdische Siedler blasen zum Marsch auf den Gazastreifen: Sowohl Palästinenserpräsident Mahmud Abbas als auch der israelische Premier Ariel Sharon stehen unter wachsendem Druck.

***

Gaza/Jerusalem - Trotz des Versprechens von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, weitere Attacken auf Israelis zu unterbinden, setzten militante Palästinenser im Gazastreifen am Montag ihre Angriffe fort. Anhänger der radikalen Hamas feuerten der Armee zufolge rund ein Dutzend Werfergranaten auf jüdische Siedlungen im Gazastreifen und mindestens eine Rakete auf den Süden Israels. Die Angriffe waren allerdings schwächer als in den vergangenen Tagen. Größere Sachschäden und Verletzte gab es nicht.

In Israel haben die Sicherheitskräfte am Montag tausende rechte Demonstranten daran gehindert, in die größte jüdische Siedlung im Gazastreifen zu gelangen. In einer bis Mittwoch dauernden Kampagne wollen sie gegen die für August geplante Aufgabe der Siedlungen protestieren. Israel hat 20.000 Polizisten und Soldaten im Einsatz um Massendemonstrationen zu verhindern. Am vergangenen Mittwoch hatte Ministerpräsident Ariel Sharon die Siedlungen für alle Nichtbewohner gesperrt.

"Diktator Sharon"

Rechtsorientierte Israelis kritisierten die Polizeimaßnahmen gegen Gaza-Abzugsgegner als undemokratisch. Der Abgeordnete Uri Ariel von der Nationalreligiösen Partei nannte Sharon nach Angaben des Armeesenders einen "Diktator, der selbst neue Extremisten schafft". An verschiedenen Orten begannen Siedler zu Fuß in Richtung Gazastreifen zu marschieren, als sie nicht in Transportbusse einsteigen durften.

Beide Seiten stehen unter zunehmendem Druck, die Krise zu entschärfen, um den geplanten Abzug Israels aus dem Gazastreifen nicht zu gefährden. Abbas hatte die radikalen Palästinenser-Gruppen am Sonntag erneut zur Einhaltung der seit Februar geltenden Waffenruhe aufgerufen. Er versprach, alles zu tun, um weitere Raketenangriffe auf Israelis zu verhindern, gleichgültig was es koste.

Ägypten vermittelt

Vermittler aus Ägypten haben sich inzwischen eingeschaltet, um den Waffenstillstand nicht vollständig scheitern zu lassen. US-Außenministerin Condoleezza Rice will außerdem Ende der Woche mit Sharon zusammentreffen, um die Einhaltung des bisherigen Abzugsplans sicherzustellen. Sharon hatte am Wochenende mit einer militärischen Großoffensive im Gazastreifen gedroht und seiner Armee freie Hand im Kampf gegen palästinensische Extremisten gegeben. Er habe die Armee angewiesen, "ohne jede Einschränkung vorzugehen, um die Luftangriffe auf israelische Gemeinschaften zu stoppen".

"Wir werden fortfahren, den Feind mit Raketen und Sprengsätzen zu bombardieren, bis sie unser besetztes Gebiet verlassen haben, besiegt und gedemütigt", erklärte ihrerseits die Hamas. Zuvor hatte ein hochrangiger Vertreter der Gruppe gesagt, die Hamas werde die Waffenruhe einhalten. Allerdings habe sie das Recht auf Widerstand und Selbstverteidigung.

Insgesamt hat es in der vergangenen Woche mehr als hundert Angriffe der Hamas gegeben, dabei war am Donnerstag auch eine Israelin getötet worden. Die Hamas sprach von Vergeltung für die Ermordung ihrer Anhänger. Das israelische Militär hat seit Freitag acht Hamas-Kämpfer getötet. (Reuters, red/DER STANDARD, Printausgabe, 19.7.2005)